Schwellenländer Aktien
Aktien von Schwellenländern, die auch Emerging Markets genannt werden, können eine interessante Anlagemöglichkeit sein. In der Weltwirtschaft wird grundsätzlich zwischen einer Industrienation (USA, Europa, Australien) und einem Schwellenland unterschieden. Schwellenländer zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich auf dem Weg zu einer Industrienation befinden. Die Entwicklung ist dabei durch ein sehr hohes Wirtschaftswachstum gekennzeichnet, mit dem etablierte Industrienationen nicht mehr mithalten können. Europa wurde bereits ab den 1850er Jahren zu einer Industrienation, mit Beginn der Industrialisierung.
Kennzahlen zu den Schwellenländern
Schwellenländer verzeichnen also ein überdurchschnittlich großes Wirtschaftswachstum. Nicht selten beträgt dieses bei Emerging Markets zwischen fünf und zehn Prozent des BIP. Auch in Sachen Staatshaushalt stehen die meisten Emerging Markets gut da. Die Staatsverschuldung beträgt nur noch wenige Prozentpunkte des BIP, während der europaweite Durchschnitt bei weit über den im Maastrichter Vertrag vereinbarten 60 Prozent liegt. Der Anteil der Schwellenländer macht mittlerweile rund 34 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung aus.
Diese Schwellenländer haben Potential
Experten sind sich einig, dass die USA und die europäischen Länder als führende Wirtschaftsmächte zukünftig abgelöst werden. Schon jetzt ist China die größte Volkswirtschaft der Welt. Folgende Volkswirtschaften zählen zu den größten Wachstumsmärkten und sind für Anleger äußerst interessant:
Indien
Indien gehört schon heute zu den weltweit am schnellsten wachsenden Wirtschaften und ist gemessen am BIP drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Bis 2050 wird Indien zudem die bevölkerungsreichste Nation sein. Vor allem der zukünftig stark wachsende Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung beeinflusst das Wirtschaftswachstum positiv. Da auch das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen in Zukunft ansteigen wird, wird Indien ein äußerst interessanter Absatzmarkt werden.
Indonesien
Der Inselstaat profitiert vor allem vom Wachstums Chinas und dessen Vorhaben, seine Billigproduktion in Zukunft nach Indonesien auszulagern. Indonesien rangiert schon heute unter den Top 10 der größten Volkswirtschaften der Welt. Bis 2050 soll Indonesien auf Platz 4 der Liste vorstoßen.
Mexiko
Der größte Vorteil Mexikos sind die günstigen Arbeitskräfte und die geografische Nähe zu den USA. Auch in Zukunft werden die Löhne deutlich unter dem Niveau der USA liegen, was dazu führt, dass viele US-Unternehmen Produktionen ins nahe gelegene Mexiko auslagern. Auch viele Weltkonzerne in den USA können vom mittelamerikanischen Staat aus beliefert werden. Zudem wächst die Bevölkerung jährlich im Schnitt um 0,6 Prozent, für einen Nachschub an Arbeitskräften ist also gesorgt. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Wirtschaftsleistung Mexikos bis 2050 vervierfachen wird.
Nigeria
Der afrikanische Staat gilt als das Land, das bis 2050 am stärksten wachsen wird. Das liegt vor allem am enormen Ölvorkommen des Landes. Doch genau diese Abhängigkeit kann auch zum Problem werden. Fallen die Preise für das schwarze Gold, erfährt die Wirtschaft des Landes eine Krise. Neben dem Öl verfügt Nigeria auch über großes Potential in der eigenen Bevölkerung, denn das Durchschnittsalter ist sehr tief und in den kommenden Jahren werden viele neue Erwerbstätige auf den Arbeitsmarkt strömen.
Anlagemöglichkeiten mit Aktien von Schwellenländern
Das hohe Wirtschaftswachstum der Schwellenländer macht sie zu einer interessanten Anlagemöglichkeit für Investoren. Verschiedene Gründe sprechen für eine Investition in Emerging Markets:
- Dem Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre gingen die Liberalisierung der Finanzmärkte und die Privatisierung der Wirtschaft voraus. Erst dadurch sind Investments überhaupt möglich geworden.
- Emerging Markets verzeichnen auch hohes Wachstum bei der Bevölkerung in Folge hoher Geburtenraten. Das führt zu einem zukünftigen großen Bedarf nach alltäglichen Konsumgütern, der wiederum den Binnenmarkt stärkt und für stabiles Wachstum aus dem Inneren der Nationen sorgt. Das bietet Unternehmen und Anlegern hohe Renditechancen.
- Das niedrige Durchschnittsalter sorgt dafür, dass der Faktor Arbeit günstig zu haben ist.
- Schwellenländer verfügen über enorme Bodenschätze und natürliche Rohstoffe. Boomt der Verkauf von Rohstoffen, bringt das hohe Erträge. Allerdings macht das einige Schwellenländer auch anfällig für Krisen. Denn wenn die Rohstoffpreise fallen, sinkt auch das Wachstum. Und schwächt die gesamte Wirtschaft des Landes massiv.
- Viele internationale Großkonzerne produzieren ihre Güter und Produkte in Schwellenländern, denn die Lohnkosten sind massiv günstiger als in Europa oder den USA. Das Lohnniveau wird zumindest auf kurze Sicht nicht ansteigen, sondern im Vergleich zu den Industrienationen weiter niedrig bleiben. Die Gewinnspanne für Unternehmen, die in den Emerging Markets produzieren, ist damit hoch. Was sich positiv auf die Rendite der Anleger auswirkt.
Die Risiken der Aktien von Schwellenländern
Wer in den letzten Jahren in Aktien von Emerging Markets investiert hat, durfte sich über große Gewinne freuen. Doch Investments in Schwellenländer sind auch mit deutlich höheren Risiken verbunden als im nordamerikanischen oder europäischen Raum.
- Fehlende Rechtssicherheit sorgt für großes Risiko, da in gewissen Ländern eine Verstaatlichung von Konzernen nicht ausgeschlossen werden darf und weitaus einfacher durchführbar ist als in Europa oder den USA.
- Die politische Lage ist in vielen Emerging Markets unsicher. Immer wieder kommt es zu religiösen Konflikten oder die Bevölkerung lehnt sich gegen die Regierung auf. Auch die Willkür einiger Staatssysteme birgt Gefahren: Machtwechsel oder gar Regierungsumstürze sind in manchen Schwellenländern nicht ausgeschlossen. Breiten sich solche Unruhen aus, ziehen sich Unternehmen schnell zurück.
- Die Finanzmärkte der Emerging Markets sind jung und volatil. Die Markttransparenz ist nicht gewährleistet, vor allem die Bilanzierungsvorschriften für Unternehmen sind unterschiedlich gehalten. Das macht es für Anleger schwer, ein Unternehmen objektiv zu beurteilen, da wichtige Kennzahlen verzerrt oder gar komplett fehlerhaft sein können.
- Das Währungsrisiko sollte nicht unterschätzt werden. Währungen von Schwellenländern sind deutlich instabiler als beispielsweise der US-Dollar und sehr krisenanfällig. Wird die Währung eines Schwellenlandes abgewertet, sinkt das Vermögen des Anlegers. Anleger sollten sich dieses Risikos bewusst sein und sich unter Umständen durch Termingeschäfte hiergegen absichern.
- Auch eine Erhöhung der Besteuerung von Aktionären ist in vielen Schwellenländern denkbar.
Wie kann in ein Schwellenland investiert werden?
Wer als Anleger in Emerging Markets investieren will, kann dies auf unterschiedliche Arten tun.
Aktien
Wer auf der Suche nach unterbewerteten Unternehmen ist, wird in den meisten Schwellenländern fündig. Das macht die Aktien von solchen Konzernen so lukrativ. Gleichzeitig macht es die fehlende Transparenz aber schwierig, die finanzielle Situation dieser Unternehmen bewerten zu können. Somit besteht immer das Risiko, dass einzelne Investments einen spekulativen Charakter haben.
Einige interessante Aktien aus Schwellenländern
Land | Unternehmen | ISIN |
Indien | TATA Group | INE672A01018 |
Indien | Reliance Industries | INE002A01018 |
Indien | MakeMyTrip | MU0295S00016 |
Indien | Infosys Technologies | INE009A01021 |
Indien | ICICI Bank | INE090A01021 |
ETFs
Eine günstige und gut diversifizierte Möglichkeit bieten ETFs, die Emerging Markets nachbilden. Anleger müssen hier allerdings mehr Eigeninitiative bei der Suche nach einem passenden Fonds zeigen. Es gilt, die einzelnen Positionen im Fonds genau zu überprüfen und die Performance zu analysieren.
Investmentfonds
Wichtig ist die Prüfung der genauen Zusammensetzung des Fonds. Einige Fonds investieren das Kapital ausschließlich in Emerging Markets, andere nutzen hierfür lediglich einen Teil des Vermögens. Auch die Gebühren sollten eingehend studiert werden, da diese oft die erwirtschaftete Rendite komplett auffressen.