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Lexikon

Finanztransaktionssteuer

Eine Finanztransaktionssteuer ist eine Steuer auf börsliche und außerbörsliche Finanztransaktionen. Ziel ist die Verringerung von hoch-spekulativem Handel. Die konkrete Umsetzung dieser Art von Steuer ist von Land zu Land unterschiedlich. Seit Jahren wird in der deutschen Politik über die Einführung solch einer Abgabe verhandelt. Stand November 2021 hat die Einführung noch nicht stattgefunden.

Kernpunkte

  1. Seit der Finanzkrise 2007 wird in der EU intensiv über die Einführung einer Finanztransaktionssteuer debattiert.
  2. Ziel ist die Stabilisierung der Finanzmärkte durch Verringern von schnellen spekulativen Trades.
  3. In Deutschland sprechen sich vor allem die SPD und Die Linke dafür aus. Die FDP ist klar gegen die Einführung.
  4. Experten sind sich über den Nutzen der Finanztransaktionssteuer nicht einig.

Geschichte der Finanztransaktionssteuer

Der Ökonom John Maynard Keynes veröffentlichte im Jahr 1936 die ersten Überlegungen zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Seiner Meinung nach würde die Verminderung von kurzfristigem und spekulativem Handel langfristig zu mehr Gewinnen der Unternehmen führen.

In der EU geriet die Idee, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen, mit dem Start des Euros in den Hintergrund. Diese einheitliche Währung machte Währungsspekulationen zwischen den EU-Staaten unmöglich. Dadurch wurde dann auch der Bedarf einer Transaktionssteuer geringer.

Seit der Finanzkrise 2007 wird in der EU sehr intensiv über die Einführung einer solchen Steuer debattiert. Noch ist dies nicht geschehen. Neutrale Beobachter sehen darin die Lobbyarbeit der Finanzindustrie.

In einigen EU-Ländern gibt es bereits eine Finanztransaktionssteuer. Diese ist aber national beschränkt und nicht EU weit. Beispiele für solche Nationen sind Frankreich, Italien und Belgien.

Wie funktioniert eine Finanztransaktionssteuer?

Es gibt noch keine offiziellen Angaben über die korrekten Steuersätze bei Einführung einer solchen Steuer. Aus diesem Grund können Experten nur Prognosen über die Höhe einer solchen Abgabe erstellen.

Im Gespräch sind Steuersätze zwischen 0,01 % und 0,1 %, welche auf jeden Handel an einer Börse anfallen. Wenn ein Anleger zum Beispiel Aktien im Wert von 10.000 € kauft, würde er zwischen 1 € und 10 € Steuern entrichten müssen.

Über die genauen Steuersätze und die Umsetzung wurde noch nicht final entschieden. Möglich sind auch Varianten, bei welchen Privatanleger weniger zahlen müssen und für Derivate ein höherer Steuersatz gilt.

Vorteile einer Finanztransaktionssteuer

Befürworter dieser Steuer erhoffen sich eine Verminderung von sehr kurzfristigem und spekulativem Handeln an der Börse. Daraus soll laut Theorie eine Stabilisierung des Finanzmarktes entstehen. Wenn ein Investor plant, die Wertpapiere für 10.000 € viele Jahre lang zu halten, fallen Steuern in Höhe von 10 € fast nicht ins Gewicht. Wenn dieser Anleger aber jeden Tag für 10.000 € Aktien kauft und verkauft, würde er im Laufe eines Jahres 7.300 € an Abgaben zahlen, was dann schon erhebliche Bedeutung hat.

An diesem Beispiel sieht man, dass solch eine Steuer kurzfristiges Handeln unattraktiver macht.

Besonders das professionelle High-Frequency-Trading soll so vermindert werden. Beim High-Frequency-Trading bewegen Banken computerbasiert Milliarden von Euro pro Sekunde. Mit jedem einzelnen Trade werden nur kleine Gewinne gemacht. Durch die Erhebung einer Abgabe für jede Transaktion würde High-Frequency-Trading wahrscheinlich nicht lukrativ werden.

Laut Schätzungen des österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) könnte Deutschland nach einer Einführung jährlich 17 bis 36 Milliarden Euro mehr an Steuern einnehmen (Annahme: Steuersatz 0,05 %). Im Jahr 2020 wurden in Deutschland circa 740 Milliarden Euro an Steuern eingenommen. Somit wären also zusätzliche Einnahmen durch die Finanztransaktionssteuer deutlich spürbar.

Nachteile einer Finanztransaktionssteuer

Besonders die schlechte Umsetzbarkeit spricht gegen die Finanztransaktionssteuer. Solch eine Steuer müsste nämlich international erhoben werden. Bei einer Besteuerung in nur einem Land würden Banken die Börsenplätze in dieser Nation einfach meiden und in einen anderen Staat ausweichen.

Dies ist in den 80er-Jahren so in Schweden geschehen. Durch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer wollte der Staat 165 Millionen Euro pro Jahr einnehmen. Die Finanzakteure haben aber in Folge der Steuer Schweden als Börsenplatz gemieden. Es wurden daher nur neun Millionen Euro an Steuern durch Finanztransaktionen eingenommen.

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass solch eine Steuer international eingeführt werden müsste. Besonders die USA mit ihrem sehr lukrativen Börsenplatz New York wehrt sich gegen eine internationale Steuer.

Des Weiteren befürchten viele Experten, dass diese Steuer unterm Strich an den Endkunden weitergegeben wird. Das bedeutet, dass die Banken ihre Preise erhöhen würden, um die Einbußen durch die Steuer auszugleichen. Somit würde diese Steuer größtenteils die Privatanleger betreffen und die Finanzkonzerne hätten keine Mehrkosten.

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