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Lexikon

Stock-to-flow-Modell

Das Stock-to-flow-Modell (auch Stock to flow Ratio) ist eine Methodik zur Beschreibung der Seltenheit eines Gutes. Traditionell wurde dies auf Rohstoffe angewandt. Heutzutage wird dieses Verfahren aber auch für den Bitcoin benutzt.

Kernpunkte

  1. Die S2F-Ratio von Gold liegt bei circa 56 Jahren. Die vom Bitcoin bei in etwa 53 Jahren.
  2. Beim Gold ist das S2F so hoch, da es riesige Goldvorräte gibt. Grund dafür ist der fehlende Nutzen in der Industrie für dieses Edelmetall.
  3. Das S2F-Modell konnte die historische Kursentwicklung des Bitcoins sehr genau beschreiben.

Definitionen

Als Stock wird die aktuelle Menge des Rohstoffes oder des Gutes bezeichnet. Beim Gold wäre dies zum Beispiel all das, was im Laufe der Geschichte geschürft wurde.

Als Flow wird die Menge bezeichnet, welche jährlich zu der bereits geschürften Anzahl dazu kommt.

Die Stock-to-flow-Ratio (S2F) wird dann mit der Formel S2F = [Stock] / [Flow] berechnet. In anderen Worten gibt es die Zeit in Jahren an, welche benötigt wird, um die aktuell verfügbare Menge des Gutes erneut zu schürfen. Die Einheit des S2F-Wertes sind Jahre.

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über verschiedene Werte.

Gut/RohstoffStockFlow
S2F-Ratio
Gold
197.576 Tonnen
3.534 Tonnen pro Jahr
Ca. 55,9 Jahre
Bitcoin
18,13 Millionen Bitcoin
Ca. 328.000 Bitcoin pro Jahr
Ca. 53 Jahre

Allgemein gilt, dass eine hohe S2F-Ratio auf eine starke Knappheit des Gutes hinweist. Faktoren dafür können die Seltenheit des Rohstoffes in der Natur oder den Aufwand bei der Herstellung sein.

Anwendung auf Gold

Gold nimmt eine Sonderrolle unter den Rohstoffen ein. Grund dafür ist, dass die Industrie sehr wenig Gold verbraucht. Der Großteil der geförderten Menge existiert also noch irgendwo. Meistens in Form von Barren zur Geldspeicherung. Bei anderen Edelmetallen wie Silber wird der Großteil der geförderten Menge direkt wieder durch die Industrie verbraucht.

Diese Tatsache ist auch ein Grund für die gute Sicherheit und Stabilität des Goldes. Die jährliche Förderung ist im Vergleich zur gesamten Goldmenge sehr gering (daher hohes S2F-Ratio). Somit haben ein Produktionsausfall oder eine Überproduktion fast keinen Einfluss auf den Goldpreis. Einfach, weil der Anteil an „neuem“ Gold sehr gering ist.

Bei der Goldproduktion lässt sich ein Zyklus immer wieder beobachten. Dieser ist im Folgenden kurz dargestellt:

Externer Faktor (z.B. Null-Zins Politik, Handelsstreit, etc.) -> mehr Nachfrage nach Gold -> Minen schürfen mehr Gold -> S2F-Ratio wird geringer (da mehr jährliche Förderung) -> Nachfrage wird gesättigt, Preis sinkt wieder -> Minen fahren Produktion zurück -> S2F-Ratio steigt wieder

Dies verdeutlicht die hohe Stabilität des Goldpreises. Der größte Einfluss auf die S2F-Ratio ist die jährliche Fördermenge.

Anwendung auf den Bitcoin

Beim Bitcoin ist die maximale Anzahl durch die zugrunde liegende Programmierung gedeckelt. Dieses Maximum liegt bei knapp unter 21 Millionen Bitcoins.

Aktuell wurden circa 18 Millionen der Bitcoins geschürft. Dies lässt die Vermutung zu, dass in wenigen Jahren die maximale Anzahl erreicht wird. Dem ist aber nicht so. Der Aufwand für das Minen eines Bitcoins nimmt auch immer weiter zu. Zudem sinkt die Belohnung (Auszahlung in Bitcoin) für die erfolgreiche Schürfung eines Blockes.

Diese Abnahme wird als Halving bezeichnet. Alle vier Jahre halbiert sich die Belohnung für das erfolgreiche Schürfen eines Blockes.

Durch diese Mechanismen wird die maximale Anzahl an Bitcoins wohl erst im Jahr 2140 erreicht. Somit steigt also auch die S2F-Ratio im Laufe der Zeit immer weiter an.

Hierbei handelt es sich um eine künstliche Verknappung des Gutes. Der einzige Grund für die begrenzte Menge und Zunahme dieser ist die dahinterstehende Programmierung. Beim Gold handelt es sich hingegen um eine natürliche Knappheit.

Kursprognosen mit dem S2F-Modell

In der Finanzwissenschaft existiert die Hypothese, dass die S2F-Ratio eines Gutes mit dessen Preis korreliert. Das würde bedeuten, dass eine Zunahme des S2F-Ratios auch eine Preissteigerung nach sich zieht. Wieweit diese Theorie richtig ist, wurde noch nicht final untersucht.

Bemerkenswert ist aber auf jeden Fall die Korrelation zwischen dem Bitcoin und dem S2F-Wert dieser Kryptowährung. Diese Übereinstimmung war in der Vergangenheit erstaunlich hoch.

Nimmt man die oben geschilderte Theorie als wahr an, würde das einen immer weiter steigenden Preis des Bitcoins bedeuten.

Was ist für Privatanleger wichtig?

Essenziel ist es zu betonen, dass die oben geschilderte Theorie falsch sein kann. Nur weil die Korrelation in der Vergangenheit hoch war, heißt das nicht, dass sie auch in der Zukunft so sein muss.

Vor einer Investition in den Bitcoin sollten sich Anleger gründlich mit der Technologie dahinter befassen.

Das Risiko der Bitcoin-Anlage ist als sehr hoch einzuschätzen. Anleger sollten auf eine ausreichende Diversifikation (maximal 3 % bis 5 % des Depots in den Bitcoin) achten.

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