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Lexikon

Sonderdividende

Die Sonderdividende ist eine einmalige Ausschüttung in Form einer Dividende an die Aktionäre eines Unternehmens.

Da die meisten Unternehmen eine kontinuierliche Dividendenpolitik verfolgen, also regelmäßige Zahlungen ohne große Ausfälle oder Ausreißer anstreben, kann eine Sonderdividende unabhängig von der "normalen" Dividende gezahlt werden. Es handelt sich also um liquide Mittel, die außer der Reihe an die Anteilseigner gezahlt werden.

Wer kann eine Sonderdividende ausschütten?

Hat ein Unternehmen überschüssiges Kapital ohne geeignete Investitionsmöglichkeiten oder ungenutztes Verschuldungspotential kann es eine Sonderdividende ausschütten. Bilanziell muss die Sonderdividende durch eine Kapitalherabsetzung oder durch das Auflösen von Rücklagen getätigt werden. Da dieses Kapital bereits versteuert wurde, oder dem Aktionär als ehemalige Einlage zusteht, entfällt auf die Sonderdividende in der Regel keine Steuer. Dies gilt unter der Voraussetzung, dass der Aktionär nicht mehr als 1% der Anteile hält. Die Abgeltungssteuer sowie der Soli fallen demnach nicht an, da es sich offiziell um eine Rückzahlung des Grundkapitals handelt. Auch bei außerplanmäßigen Einnahmen des Unternehmens kann eine Sonderdividende ausgeschüttet werden. Ein Beispiel hierfür wäre der Verkauf einer Tochtergesellschaft. Hier kann allerdings nur der Buchwert der Tochtergesellschaft (plus Transaktionskosten) steuerfrei ausgeschüttet werden.

Wieso wird eine Sonderdividende ausgeschüttet?

Die Entscheidung zur Zahlung einer Sonderdividende wird in der Regel vom Vorstand und der Geschäftsführung eines Unternehmens getroffen. Sie kann aus verschiedenen Gründen erfolgen, wie zum Beispiel:

  1. Außergewöhnliche Gewinne: Wenn ein Unternehmen außerordentliche Gewinne erzielt, kann es beschließen, einen Teil dieser Gewinne als Sonderdividende an die Aktionäre auszuschütten.
  2. Verkauf von Vermögenswerten: Wenn ein Unternehmen Vermögenswerte verkauft, die zu einem erheblichen Gewinn führen, kann es einen Teil dieses Gewinns als Sonderdividende ausschütten.
  3. Rückgabe überschüssigen Kapitals: Wenn ein Unternehmen feststellt, dass es über einen erheblichen Überschuss an Kapital verfügt, kann es beschließen, einen Teil dieses Kapitals in Form einer Sonderdividende an die Aktionäre zurückzugeben.
  4. Vermeidung von Unternehmenssteuern: Unternehmen können bestimmte steuerliche Vorschriften nutzen, um ihre Steuerlast zu reduzieren. Die Ausschüttung einer Sonderdividende kann dazu dienen, Gewinne auszuschütten und damit mögliche Unternehmenssteuern zu vermeiden.
  5. Übernahme oder Fusion: Bei Fusionen oder Übernahmen können Sonderdividenden Teil der Vereinbarung sein. Das übernehmende Unternehmen kann beispielsweise eine Sonderdividende an die Aktionäre des übernommenen Unternehmens ausschütten, um den Wert der Transaktion zu erhöhen.
  6. Aktionärszufriedenheit und Kurspflege: Die Ausschüttung einer Sonderdividende kann dazu dienen, die Aktionäre zufriedenzustellen und das Vertrauen in das Unternehmen zu stärken. Dies kann sich positiv auf den Aktienkurs auswirken und möglicherweise auch weitere Investoren anziehen.

Die Höhe der Sonderdividende kann je nach Unternehmen und Situation unterschiedlich sein. Sie wird in der Regel in Form eines bestimmten Geldbetrags pro Aktie angegeben. Aktionäre erhalten die Sonderdividende zusätzlich zur regulären Dividende, sofern sie zum Zeitpunkt der Ausschüttung Aktien des Unternehmens besitzen.

Wann ist eine Sonderdividende sinnvoll?

Nur wenn ein Unternehmen das Geld nicht für profitable Investitionen braucht ist eine Sonderdividende zu begrüßen. Nach der Auffassung vieler Investoren sollte Geld, welches nicht verwendet wird, an die Eigentümer zurückgegeben werden. Allerdings sollte dabei darauf geachtet werden, dass das Unternehmen nicht in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Eine Sonderdividende, die aus der Substanz gezahlt wird, während das Unternehmen nicht profitabel agiert, ist ein Warnsignal.

Eine Sonderdividende kann auch aus taktischen Gründen verwendet werden. Beispielsweise um die Eigenkapitalrendite der Gesellschaft zu erhöhen: Das gezeichnete Kapital, sowie die Rücklagen zählen als Eigenkapital. Wird dieses nun durch eine Ausschüttung verringert, während die Erträge gleich bleiben, steigt automatisch die Eigenkapitalrendite des Unternehmens. Eine positive Entwicklung der Kennzahl ist an den Finanzmärkten gerne gesehen. Eine Sonderdividende kann auch verwendet werden um sich gegen Übernahmen zu schützen. Eine zusätzliche Zahlung besänftigt und bindet die Investoren. Gleichzeitig ist weniger Geld in den Kassen, sodass eine Übernahme weniger attraktiv ist.

Praxis-Tipps

Auch bei einer Sonderdividende reagiert der Kurs der Aktie am Ex-Tag mit einem Kursrutsch in Höhe der Dividende. Daher ist es, wie bei normalen Dividenden, nicht sinnvoll eine Aktie nur für einige Tage zu erwerben mit dem alleinigen Ziel die Ausschüttung zu erhalten. Die einzige Ausnahme und der Unterschied zur normal Dividende liegt hierbei in der möglichen nicht-Besteuerung der Sonderdividende. Diese könnte unter Berücksichtigung der Transaktionskosten und des normalen Kursrisikos ggf. ausgenutzt werden.

Um die Jahrtausendwende haben viele Unternehmen am neuen Markt viel Geld bei Börsengängen für große Projekte eingesammelt. Als sich die Stimmung trübte und das Kapital nicht wie geplant eingesetzt werden konnte, wurde oft auf Sonderdividenden zurückgegriffen, um die Einlagen zurückzuzahlen.

Praxisbeispiel Sonderdividende:

Im Jahr 2017 hat RWE vom Finanzamt eine Rückzahlung der geleisteten Brennelementesteuer erhalten. Diese Steuer wurde vom Verfassungsgericht als grundgesetzwidrig eingestuft. RWE erhielt eine Rückzahlung von 1,7 Milliarden Euro. Da der Aktienkurs des Unternehmens seit 2008 stark leiden musste, hat das Unternehmen entschieden die Investoren mit einer Sonderdividende von €1 je Aktie an der Rückzahlung teilhaben zu lassen.

Wie sollte der Aktionär mit der Sonderdividende umgehen?

Aktionäre sollten folgende Punkte in Betracht ziehen, um angemessen mit einer Sonderdividende umzugehen:

  1. Analyse der finanziellen Lage des Unternehmens: Bevor eine Entscheidung getroffen wird, wie mit der Sonderdividende umgegangen werden soll, sollten Aktionäre die finanzielle Lage des Unternehmens sorgfältig analysieren. Es ist wichtig zu verstehen, ob das Unternehmen über ausreichende liquide Mittel und Cashflows verfügt, um die Sonderdividende zu unterstützen, ohne die finanzielle Stabilität zu gefährden.
  2. Langfristige Anlagestrategie: Aktionäre sollten die Sonderdividende im Kontext ihrer langfristigen Anlagestrategie betrachten. Wenn das Unternehmen eine solide finanzielle Lage hat und die Sonderdividende mit dem Ziel des langfristigen Wachstums und der Wertsteigerung ausgeschüttet wird, kann es sinnvoll sein, die Dividende zu reinvestieren und weitere Aktien des Unternehmens zu erwerben.
  3. Diversifikation: Eine Sonderdividende kann eine Gelegenheit sein, um das Portfolio zu diversifizieren. Aktionäre könnten die erhaltenen Gelder nutzen, um in andere Anlagenklassen oder Unternehmen zu investieren und so ihr Risiko zu streuen.
  4. Überprüfung der Ausschüttungspolitik: Die Ausschüttung einer Sonderdividende kann ein Indiz für die Ausschüttungspolitik des Unternehmens sein. Aktionäre sollten die Konsistenz und Nachhaltigkeit der Ausschüttungen im Zeitverlauf überprüfen, um sicherzustellen, dass das Unternehmen eine vernünftige und angemessene Dividendenpolitik verfolgt.

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