Lifestyle-Inflation
Die Inflation des Lebensstils bezieht sich auf einen (häufig nicht wahrgenommenen) Anstieg der Ausgaben, mit zunehmenden Einkommen einer Person. In dieser Annahme steigen sowohl das Einkommen einer Person als auch parallel dazu ihre Ausgaben.
Kernpunkte
- Die Inflation des Lebensstils bezieht sich auf eine Situation, in der das Einkommen einer Person steigt und ihre Ausgaben ebenfalls parallel zunehmen.
- Ein typisches Beispiel für die Inflation des Lebensstils ist der Übergang vom Studenten zum Vollzeitangestellten.
- Ein effektiver Vermögensaufbau ist bei einer stark ausgeprägten Lifestyle Inflation schwierig: Selbst hohe Gehaltserhöhungen führen dann zu keiner Steigerung auf der Vermögensseite.
Was ist eine Lifestyle Inflation
Die Inflation des Lebensstils bezieht sich auf eine Situation, in der das Einkommen einer Person steigt und ihre Ausgaben ebenfalls parallel zunehmen. Häufige Ereignisse, die eine Lifestyle-Inflation begünstigen, sind der Abschluss des Studiums, eine berufliche Beförderung, ein Jobwechsel oder eine erhebliche Gehaltserhöhung. Allein der Gedanken: "Jetzt kann ich mir auch mal was gönnen", kann zu Situationen führen, in denen Menschen großen Wert auf den Erwerb von Objekten legen. Teure Anschaffungen, welche zuvor für "Luxus" waren, werden zu "Notwendigkeiten". Dies mündet häufig in einen Kreislauf, der ein Leben von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck bedeutet. Eine langfristiger Vermögensaufbau ist unter diesem Umstand nicht möglich.
Beispiel für die Lifestyle Inflation
Ein typisches Beispiel für die Inflation des Lebensstils ist der Übergang vom Studenten zum Vollzeitangestellten. Obwohl man als Student mit sehr wenig Geld auskam, werden mit dem ersten Gehaltsscheck die Ausgaben drastisch angepasst. Hier ein Beispiel:
Peter ist Student der Mathematik und lebt in München. Während seines Studiums kellnert Peter im Englischen Garten, um über die Runde zu kommen. Er teilt sich eine Vier-Zimmer-Wohnung mit drei anderen Studenten. Peter fährt überwiegend mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln in München. Peter kocht abwechselnd mit seinen Mitbewohnern in der WG oder lässt sich das Essen in der Uni-Mensa schmecken. Laptops und Handys werden gebraucht gekauft. Peters Ausgaben belaufen sich insgesamt monatlich auf 1000€.
Nach seinem Master findet Peter eine Anstellung bei einer Firma in München, in unmittelbarer Nähe zum Campus. Peter bekommt ein gutes Jobangebot und verdient 4000€ netto. Nachdem Peter den Vertrag unterschrieben hat, zieht er sofort in eine eigene Wohnung in ein anders Stadtviertel. Er tritt dem neuen Fitnessstudio (mit Blick auf den Englischen Garten) bei. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möchte Peter nicht mehr fahren. Das Fahrrad kommt in den Keller. Ein Auto wird angeschafft. Ein Parkplatz im Haus und bei der Arbeit angemietet. Gekocht wird selten. Überwiegend geht Peter mit seinen Arbeitskollegen am Viktualienmarkt in unterschiedliche Restaurants. Das neue iPhone wird jährlich neu gekauft. Peters Ausgaben belaufen sich insgesamt nun auf 3950€.
Folgen der Lifestyle Inflation
Das oben genannten Beispiel ist natürlich drastisch formuliert. Allerdings verdeutlich es, wie schnell man seine Gewohnheiten und Lebensumstände mit zunehmenden finanziellen Möglichkeiten verändert. Die Menschen neigen dazu, ihre Ausgaben zu erhöhen, wenn ihr Einkommen steigt. Peter hat seine monatlichen Ausgaben innerhalb kurzer Zeit vervierfacht. Die meisten Menschen glauben, dass die zusätzlichen Waren und Dienstleistungen, die sie nun kaufen können, sie glücklicher machen werden. Oft machen diese Käufe sie aber nicht wirklich glücklicher.
Sie kaufen Dinge, die sie nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht mögen, mit Geld, das sie nicht haben.
Ein Vermögensaufbau ist bei einer stark ausgeprägten Lifestyle Inflation sehr schwierig. Selbst enorme Gehaltserhöhungen führen, sofern man sich seiner Lifestyle Inflation nicht bewusst wird, zu keiner Steigerung auf der Vermögensseite. Eine Kehrseite bei dieser schleichenden Entwicklung darf man ebenfalls nicht vernachlässigen. Bei sinkendem Einkommen, z. B. bei Arbeitslosigkeit oder im Ruhestand ist man gezwungen seinen Lebensstil drastisch zu verändern. Durch fehlende Ersparnisse, kann man seinen Lebensstil nicht beibehalten. Eine ausbleibenden Anpassung, weil man weiterhin über seine Verhältnisse lebt, mündet in einer Verschuldung. Ein gutes Beispiel hierfür sind Lottogewinner, welche häufig nach wenigen Jahren ihr Vermögen "verlifestylt" haben. Eine bessere Option wäre es, auf finanzielle Unabhängigkeit hinzuarbeiten, indem man mehr spart und gleichzeitig sein Einkommen erhöht.
5 Tipps gegen eine Lifestyle Inflation
1. Bewusstmachung der Lifestyle Inflation: Die Lifestyle Inflation kann jeden Menschen treffen. Man sollte sich bewusst machen, dass dieses Phänomen tatsächlich existiert.
2. Bestandsaufnahme: Bin ich bereites mitten in einer Lifestyle Inflationen gefangen? Eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation ist unabdingbar. Hier empfiehlt es sich, sich alle laufenden Kosten bewusst zu machen. Ein Haushaltsbuch für einige Monate zu führen, bietet sich hierfür an.
3. Konsumentscheidungen hinterfragen: Brauche ich diesen Artikel wirklich? Viele Kaufentscheidungen werden spontan getätigt. Häufig wird empfohlen Spontankäufe gänzlich zu meiden. Eine größere Wohnung oder ein teures Auto (z.B. ein Neuwagen) optimieren nur oberflächlich das Lebensglück. Vielmehr sollte man bewusster konsumieren und mehr Dankbarkeit vorhandene Lebenssituation wahrnehmen. Viele tolle Lebenserfahrungen (z.B. eine Wanderung in der Natur) sind sogar umsonst.
4. Vermögensaufbau in den Fokus nehmen: Um Vermögen aufzubauen, muss man zunächst Geld sparen. Eine Fokussierung auf den Vermögensaufbau führt automatisch zu einer kritischen Auseinandersetzung mit seiner finanziellen Situation. Ein größeres Vermögen bedeutet mehr Freiheit, sofern man es nicht für eine Lifestyle Inflation verkonsumiert. So kann man ggf. schlechte Jobangebote ablehnen oder in finanziellen Notsituationen nicht sofort gezwungen sein, seinen Lebensstil drastisch verändern zu müssen.
5. Umgang mit Gehaltserhöhungen: Zukünftige Gehaltserhöhungen könnten zu 33,3% für eine Erhöhung des Lebensstils genutzt werden und zu 66,6% gespart werden. Natürlich sind auch andere prozentuale Aufteilungen möglich. Dies führt dazu, dass man sich sowohl etwas gönnt, als auch den Vermögensaufbau beschleunigt.
Sparsamkeit bedeutet nicht, in völligem Verzicht zu leben
Die Lifestyle Inflation darf nicht unterschätzt werden, weil sie einen Vermögensaufbau im Keim ersticken kann. Minimalismus und Sparsamkeit haben in den letzten Jahren mehr Bedeutung in der Gesellschaft erhalten. Anhänger dieser Bewegung nennen sich selbst Frugalisten. Jegliche Ausgaben werden von ihnen akribisch hinterfragt. Ein bewusster Konsum ist ihnen ebenfalls wichtig. Ansätze die durchaus verständlich sind. Allerdings bedeutet Sparsamkeit nicht, in völliger Askese zu leben. Natürlich darf und soll man sich auch mal etwas gönnen. Es gilt dabei ein gesundes Maß an kritischen Auseinandersetzungen mit Konsumentscheidungen zu finden und parallel den Vermögensaufbau im Auge zu behalten. Hierbei sollte man sich merken:
- hohe Lifestyle Inflation = geringer (ggf. ausbleibender) und langsamer Vermögensaufbau
- niedrige Lifestyle Inflation = größerer und schnellere Vermögensaufbau