Skip to content
Lexikon

Capture-Theorie

Capture-Theorie ist eine ökonomische Hypothese, die besagt, dass Regulierungsbehörden, die zur Überwachung von Industrien eingesetzt werden, oft von den Unternehmen, die sie regulieren sollen, "gefangen" genommen werden. Dieser Konflikt der Interessen entsteht, wenn die Institutionen der Regulierung langfristige Interaktionen mit den regulierten Unternehmen unterhalten und im Laufe der Zeit persönliche Beziehungen aufbauen.

Die Capture-Theorie wurde erstmals 1971 von George Stigler, einem herausragenden Wirtschaftswissenschaftler, entwickelt. Sie legt nahe, dass Unternehmen durch ihre finanzielle Macht und ihren Einfluss auf politische Entscheidungsträger die Regulierungsbehörden beeinflussen können, um für ihre eigenen Interessen günstige Entscheidungen zu erzielen. Dies kann zu einer regulatorischen Schieflage führen, bei der die Vorgaben der Behörden eher den Interessen der Unternehmen dienen als dem Schutz der Verbraucher und der allgemeinen Gesellschaft.

In der heutigen globalisierten Wirtschaft hat die Capture-Theorie eine große Bedeutung erlangt. Sie zeigt auf, dass selbst in demokratischen Ländern mit starken institutionellen Rahmenbedingungen die Gefahr von Interessenkonflikten zwischen Unternehmen und Regulierungsbehörden besteht. Insbesondere in Branchen mit hohen Gewinnmargen und starkem politischen Einfluss wie der Finanzindustrie und der Pharmazie sind die Risiken eines regulatorischen "Capture" besonders hoch.

Um das Risiko einer Capture-Situation zu minimieren, sind Transparenz und eine unabhängige Regulierung von entscheidender Bedeutung. Durch den Einsatz von Whistleblower-Schutzgesetzen, strengen Offenlegungsvorschriften und regelmäßigen Überprüfungen der regulatorischen Maßnahmen kann dieser Konflikt der Interessen eingedämmt werden. Es ist auch wichtig, eine Kultur des Bewusstseins für den Capture-Mechanismus zu schaffen und die Öffentlichkeit über die Risiken und Auswirkungen zu informieren.

Insgesamt ist die Capture-Theorie ein bedeutendes Werkzeug, um die Dynamik zwischen regulierten Unternehmen und Regulierungsbehörden zu verstehen. Indem wir uns bewusst sind, wie diese Mechanismen funktionieren, können wir besser beurteilen, wie effektiv und fair regulierte Märkte wirklich sind.

AlleAktien Newsletter

Jetzt abonnieren und nichts mehr verpassen.
Jede Woche Aktienanalysen, die besonders tiefgründig recherchiert sind. Komplett unabhängig, ehrlich, transparent.

C