Aktienrückkauf: Vorteile und Nachteile
Bei einem Aktienrückkauf werden ausgegebene Aktien vom Unternehmen selbst wieder zurückgekauft. Der Englische Begriff dazu lautet "buyback", oder auch "share repurchase". Durch diesen Rückkauf reduziert sich die Anzahl der verfügbaren Aktien am Markt. Folglich wird der Unternehmensgewinn zukünftig auf weniger Aktien verteilt werden, daher steigt der Gewinn je Aktie an. Ein Rückkauf ist meist ein positives Signal, sehr häufig folgt also auf einen Aktienrückkauf auch ein Anstieg des Aktienkurses.
- Ob es sich bei einem Aktienrückkauf um einen Vor- oder Nachteil handelt muss immer individuell betrachtet werden.
Ablauf eines Rückkaufes in der Praxis
Der Vorstand muss sich die Erlaubnis für ein Aktienrückkaufprogramm von der Hauptversammlung einholen. Das kann auch ohne konkrete Pläne zum Rückkauf geschehen, was den Handelsspielraum des Vorstands erhöht. Eine Erlaubnis kann bis zu fünf Jahre lang gültig sein und ermächtigt das Unternehmen, maximal 10 % des Grundkapitals zum Rückkauf zu verwenden.
Bevor ein Unternehmen einen Aktienrückkauf startet, muss es diesen öffentlich ankündigen. Das Unternehmen kann die Aktien dann entweder direkt über die Börse erwerben oder es macht ein öffentliches Angebot, Aktien zu einem bestimmten Preis und einem bestimmten Gesamtvolumen zu kaufen. Dieser Preis liegt über dem Marktpreis der Aktie, um Anteilseigentümer dazu ermutigen, ihre Aktien zu verkaufen, die sie eigentlich behalten würden.
Aktienrückkäufe können auch fremdfinanziert werden, was verstärkt im niedrigen Zinsumfeld der letzten Jahre passiert ist. Hier leiht sich das Unternehmen Geld und investiert es in den eigenen Kurs. Es kann dabei theoretisch Geld verdienen, indem die Inflation über dem Zinssatz liegt, zu dem das Geld geliehen worden ist. Das damit verbundene Risiko ist, dass die Verschuldung des Unternehmens steigt.
Vor- und Nachteile bei einem Aktienrückkauf
Vorteil | Bedeutung | Nachteil | Bedeutung |
Aktienkurs steigt wahrscheinlich | Kauft ein Unternehmen seine Aktien zurück, verringert sich das Angebot und die Nachfrage nach der Aktie steigt. Dies kann zu einer vorübergehenden Kurssteigerung führen. | Fremdkapital oder Eigenkapitalfinanzierung | Mögliche Investitionsblase, falls Aktien mit Fremdkapital zurückgekauft werden. |
Kurspflege | Positives Signal nach außen: Das Management ist überzeugt von dem Unternehmen, hält es für Unterbewertet und kauft Aktien zurück. | Kursverluste kaschieren | Leider werden Aktienrückkäufe auch dafür genutzt, um eine schwache Wertentwicklung zu kaschieren. Falsche oder schlechte Managemententscheidungen erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zeigen. |
Steuerliche Vorteile | Der Rückkauf ist steuerlich günstiger als eine Dividendenausschüttung, da hier keine Ausschüttung stattfindet und nichts versteuert werden muss. | Frühwarnsignal für eine anstehende Wirtschaftsabschwächung /Krise | Durch die Rückkäufe findet keine echte Investition statt, sondern lediglich eine Verschiebung, was Volkswirtschaften auf Dauer schwächen kann. Der Rückkauf muss immer im Bezug zur Marktlage betrachtet werden. |
Mögliche höhere Dividende | Zurückgekaufte Aktien sind nicht dividendenberechtigt. Die Dividendenausschüttung verteilt sich also auf eine geringere Anzahl an Aktien, da durch den Rückkauf weniger Aktien im Umlauf sind. Dadurch steigt die Dividende pro Aktie. | Dividende wird gestrichen | Ein Rückkauf kann eine sinkende oder gestrichene Dividende zur Folge haben. |
Rückgekaufte Aktien haben kein Stimmrecht | Die Aktie eines einzelnen Anlegers bei Abstimmungen auf der Aktionärsversammlung erhält dadurch mehr Gewicht. |
Beispiel für einen Aktienrückkauf
Dienstag, 2. Februar 2021: Der Vorstand der freenet AG hat heute mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, ein neues Aktienrückkaufprogramm für das Jahr 2021 aufzulegen und bis zu 9,75 Millionen. Aktien der Gesellschaft zu erwerben. Der Aktienrückkauf, der über die Börse erfolgen soll, entspricht rund 7,61 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft von 128.061.016 Euro und hat ein Volumen von insgesamt bis zu 135 Mio. Euro. Das Rückkaufprogramm soll am 25. Februar 2021 beginnen und längstens bis zum 31. Dezember 2021 laufen.
Was ist besser: Aktienrückkauf oder Dividende?
Eine pauschale Antwort auf diese Frage kann man nicht treffen: Es hängt immer davon ab. Rein finanziell ist es für die meisten Investoren von Vorteil, keine Dividenden sondern Kursgewinne einzustreichen, denn diese sind in den meisten Gesetzeslagen erheblich geringer besteuert. In Deutschland sind Dividenden und Kapitalerträge gleich besteuert. Beispielsweise in der Schweiz und Singapur jedoch, sind Dividenden mit 10 – 20 % besteuert, wohingegen Kapitalerträge (Kursgewinne) nicht versteuert werden müssen.
Dem steht ein großer psychologischer Vorteile von Dividenden gegenüber: Man erhält kontinuierlich mehr und mehr Geld, wie ein komplett passives Gehalt, auf sein Konto. So steigert man Jahr für Jahr seinen Cashflow und kann sich an seinen Dividendenerträgen erfreuen. Man wird sofort ausbezahlt, muss nicht >20 Jahre warten.
Ein weiterer großer Vorteil von Dividenden ist die Vorhersehbarkeit. Dividendenzahlungen werden auf der Hauptversammlung beschlossen und sind dann in Höhe (EUR) und Auszahlungszeitpunkt (Datum) garantiert, unabhängig vom Kurs. Unternehmen, die kontinuierlich in der Vergangenheit Dividenden gezahlt haben, liegt viel daran, dies auch in Zukunft so beizubehalten, um Aktionäre nicht zu verärgern.