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Produktivitätslücke: Deutschland verliert Vorsprung gegenüber den USA

  • Deutschland verliert seinen Produktivitätsvorsprung gegenüber den USA, die Kluft wächst weiter.
  • McKinsey-Studie nennt Investitionen, Dynamik und Mut zum Wandel als Gründe für die US-Überlegenheit.

Vor wenigen Jahren lag Deutschland bei der Produktivität noch vor den USA. Heute hat sich das Blatt gewendet: Die USA übertreffen Deutschland mit 83 Euro pro Stunde gegenüber 80 Euro. Die Kluft wächst weiter, was Sorgen um Europas Wirtschaft verstärkt.

Eine McKinsey-Studie zeigt, dass die Produktivitätslücke zwischen den USA und den wichtigsten europäischen Volkswirtschaften in den letzten 25 Jahren auf 33 Prozentpunkte angewachsen ist. Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien sind betroffen.

Ruth Heuss von McKinsey erklärt, dass Deutschland zu lange auf seine Industrie gesetzt hat. Doch in Bereichen wie Fertigung und IT ziehen US-Unternehmen in der Produktivität davon. Nur im Handel und Transport liegt Deutschland noch vorn.

Die Studie nennt drei Hauptgründe für die US-Überlegenheit: Investitionen, Dynamik und Mut zum Wandel. US-Unternehmen investieren mehr in Maschinen und Automatisierung und sind offener für „schöpferische Zerstörung“.

Jan Mischke von McKinsey betont, dass Scheitern in den USA als Fortschritt gilt, in Deutschland jedoch als Fehler. Dies führt zu weniger Wettbewerb und Innovation. Der Bankrott von Sears und der Aufstieg von Amazon sind Beispiele für positive Effekte auf die Produktivität.

In Deutschland bremsen Regulierung und Arbeitsmarktgesetze den Wandel. Restrukturierungen dauern länger, sind teurer und weniger flexibel. McKinsey schätzt, dass dies Deutschland jährlich einen Prozentpunkt Produktivitätswachstum kostet.

Ein kulturelles Problem ist der Perfektionismus. Produkte werden überkonstruiert, statt schnell auf den Markt zu kommen. Ein Beispiel sind Elektroautos, die für extreme Bedingungen entwickelt werden, obwohl sie selten benötigt werden.

Künstliche Intelligenz bietet Hoffnung. Während US-Firmen wie Google und Microsoft KI-Modelle integrieren, zögern europäische Unternehmen. Der Einsatz von KI könnte laut Schätzungen bis zu drei Prozentpunkte Produktivitätswachstum jährlich bringen.

Trotz der Herausforderungen gibt es Anzeichen für ein Umdenken. Nach Krisen rückt Produktivität wieder in den Fokus der Unternehmensführung. Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit werden wieder priorisiert.

Der Weg zurück an die Spitze erfordert Reformen und kulturellen Wandel. Weniger Perfektion, mehr Pragmatismus. Weniger Angst vor Fehlern, mehr Offenheit für Neues. Europa muss zeigen, dass es wachsen will – in Taten, nicht nur Worten.

Quelle: Eulerpool Research Systems