Rekordwahlbeteiligung in Frankreich: Parlamentswahl könnte EU erschüttern
- Fast 60 % der Stimmen wurden bereits am Nachmittag abgegeben – die höchste Wahlbeteiligung seit fast vier Jahrzehnten.
- Die Wahl könnte eine Regierung der extremen Rechten hervorbringen und die EU erschüttern.
Fast 60 % der Stimmen wurden bereits am Nachmittag abgegeben – die höchste Wahlbeteiligung seit fast vier Jahrzehnten.
Französische Wähler strömten am Sonntag in Rekordzahlen zur ersten Runde einer entscheidenden vorgezogenen Parlamentswahl, die eine Regierung der extremen Rechten hervorbringen und die EU erschüttern könnte.
Bis 17 Uhr Ortszeit hatten bereits 59,39 % der Wähler ihre Stimme abgegeben, verglichen mit 39,42 % im Jahr 2022 – die höchste Wahlbeteiligung seit 1986, so Ipsos-Forscher Mathieu Gallard.
Macron rief zu den unerwarteten Parlamentswahlen auf, nachdem er die Europawahlen an die rechtsextreme Rassemblement National (RN) verloren hatte.
Macron verteidigte den Schritt als „Moment der Klärung“, damit die Bürger entscheiden können, wer das Land regieren soll, angesichts des Aufstiegs der RN-Partei von Marine Le Pen.
Macrons Schritt droht jedoch nach hinten loszugehen. Meinungsforscher sagen voraus, dass die RN möglicherweise die absolute Mehrheit von 289 der 577 Sitze in der Versammlung gewinnen könnte.
Die Wahllokale öffneten um 8 Uhr Ortszeit und schließen um 18 Uhr in kleinen Städten und um 20 Uhr in großen Städten. Die endgültigen Ergebnisse werden nach der zweiten Runde am 7. Juli bekannt sein.
Viele französische Wähler haben sich von Macron abgewandt und bevorzugen Le Pens RN aufgrund ihres Schwerpunkts auf Lebenshaltungskosten und Löhnen sowie ihrer Anti-Immigrationshaltung.
Eine Ipsos-Umfrage zeigte, dass die RN mit 32 % der Stimmen die erste Runde gewinnen könnte, während das linke Bündnis NFP bei 29 % lag. Ensemble wurde mit 20 % der Stimmen an dritter Stelle gesehen.
Die Wahl könnte auch in einem „hung parliament“ enden, in dem keine Mehrheit hinter einem Premierminister steht, der ein Misstrauensvotum überstehen könnte.
Sollte die RN triumphieren, wäre dies das Ergebnis von Le Pens jahrelanger Bemühungen, die Partei ihres Vaters zu „entgiften“.
In einer Cohabitation würde die RN die Regierung, die Innenpolitik und das Budget führen, während Macron Oberbefehlshaber der Streitkräfte bliebe und die Außenpolitik bestimmte.
Le Pen und Bardella haben signalisiert, dass sie die Autorität des Präsidenten auch in Verteidigungs- und Außenpolitikfragen herausfordern würden – ein Szenario, das sowohl Verbündete als auch Märkte alarmieren dürfte.
Das NFP-Bündnis hat ein stark steuer- und ausgabenorientiertes Wirtschaftsprogramm und hat sich als einzige Möglichkeit dargestellt, die RN zu blockieren.
Das zweistufige Wahlsystem erschwert Sitzprojektionen. Kandidaten, die in der ersten Runde die absolute Mehrheit erreichen, gewinnen ihren Sitz sofort – ein seltenes Ereignis.
Die Wahlbeteiligung bei Parlamentswahlen lag normalerweise bei etwa 50 %, aber Meinungsforscher erwarten am Sonntag eine höhere Teilnahme.
Parteien haben 48 Stunden nach der ersten Runde Zeit, um zu entscheiden, ob sie ihre Kandidaten für die Stichwahlen aufrechterhalten, und der Druck wird auf Macrons Kandidaten und die der Linken steigen, taktisch zurückzutreten, um die RN abzuwehren.
