Trügerische Stabilität: Finanzmärkte im Auge des geopolitischen Sturms
- Finanzmärkte zeigen trotz globaler Krisen Stabilität, basierend auf einem gefährlichen Paradoxon.
- Ein möglicher Crash könnte ein geopolitischer Wendepunkt sein, der die Weltwirtschaft nachhaltig verändert.
Die Finanzmärkte zeigen trotz globaler Krisen eine erstaunliche Stabilität. Laut Ökonom Henning Vöpel basiert diese Gelassenheit auf einem gefährlichen Paradoxon: der Erwartung, dass Unsicherheit bleibt und sich deshalb nichts ändert.
Investoren halten am Status quo fest, da jede Wette auf Veränderung zu riskant erscheint. Diese „rationale Gewöhnung an radikale Unsicherheit“ führt zu einer paradoxen Ruhe, die kreative Zerstörung und notwendiges Wachstum unterdrückt.
Vöpel sieht die Weltwirtschaft an einem „makroökonomischen Kipppunkt“. Deglobalisierung, protektionistische Politik und unkoordinierte Fiskalstrategien erhöhen das Risiko von Handels-, Schulden- und Währungskrisen.
Der Systemkonflikt zwischen den USA und China verändert die Grundlagen der Globalisierung. Dies führt zu geringerem Wachstum, weniger internationaler Arbeitsteilung und einer Fragmentierung der Kapitalmärkte.
Die Hoffnung, dass künstliche Intelligenz diesen Rückgang kompensiert, ist verlockend, aber spekulativ. Noch herrscht Stabilität, doch sie ist trügerisch. Sobald sich die ökonomische Zeit beschleunigt, könnte die scheinbare Ordnung kippen.
Ein Crash wäre dann mehr als ein Marktphänomen: ein geopolitischer Wendepunkt. In einer Welt permanenter Unsicherheit können sich Erwartungen selbst erfüllen und zu einem Regimewechsel führen.
Vöpels Fazit: Der nächste Crash wird entscheiden, in welches System die Welt eintritt und ob Politik und Märkte bereit sind, den Übergang in das „Post-Zeitenwende-Regime“ zu meistern.