Hohe Vertriebskosten bei Fonds: Studie zeigt versteckte Gebühren auf
- Studie zeigt hohe Vertriebskosten bei Fonds, fast die Hälfte der Kosten fließt an Vertriebspartner.
- Transparenzproblem: Tatsächliche Kosten für Privatanleger könnten höher sein als ausgewiesen.
Eine neue Studie der europäischen Wertpapieraufsicht Esma offenbart, dass Anleger deutlich mehr für den Vertrieb ihrer Fonds zahlen, als vielen bewusst ist. Fast die Hälfte der Fondskosten fließt an Banken, Vermögensverwalter und andere Vertriebspartner.
Der „Report on total costs of investing in UCITS and AIFs“ zeigt, dass im Durchschnitt 48 Prozent der Gesamtkosten eines Ucits-Fonds an den Vertrieb gehen. Bei alternativen Investmentfonds (AIFs) sind es 27 Prozent. Die Studie deckt etwa zwei Drittel des europäischen Fondsmarktes ab.
Die Kosten für Anleger variieren stark. Bei einer Investition von 10.000 Euro zahlt man im Schnitt 50 Euro bei passiven Rentenfonds und 200 Euro bei aktiv gemanagten Aktienfonds. Das entspricht jährlichen Kosten zwischen 0,5 und 2 Prozent.
Ein großer Teil der Vertriebskosten entsteht durch Provisionszahlungen der Fondsgesellschaften an ihre Vertriebspartner. Diese machen bei Ucits-Produkten im Schnitt 45 Prozent der laufenden Produktkosten aus, bei AIFs 34 Prozent. Digitale Anbieter sind deutlich günstiger.
Neo-Broker haben derzeit nur etwa ein Prozent Marktanteil am europäischen Fondsvertrieb. Der Großteil – rund 86 Prozent – wird über Banken und traditionelle Finanzdienstleister abgewickelt.
Institutionelle Anleger zahlen für AIFs bis zu 56 Prozent weniger als Privatanleger. Die Studie zeigt ein Transparenzproblem: Oft werden nur Gebühren erfasst, die an Fondsanbieter fließen, nicht jedoch die Vertriebsaufschläge der Banken.
Regulatorisch fehlt Einheitlichkeit. Die Angaben zu Vertriebskosten unterscheiden sich von Land zu Land und zwischen verschiedenen EU-Richtlinien. Esma fordert eine vollständige Offenlegung der Vertriebskosten für eine umfassende Kostenanalyse.
Die Studie könnte die Debatte über Provisionsverbote in der EU anheizen. Sie zeigt, dass die Hälfte der Anlegerkosten nicht in die Fondsverwaltung fließt, sondern in Vertrieb, Beratung und Provisionen. Transparente, provisionsfreie Modelle bieten großes Sparpotenzial.