Italien setzt auf Verteidigung und Raumfahrt: Chancen durch deutschen Rüstungsboom
- Italien will von Deutschlands Rüstungsboom profitieren und seine Industrie auf Verteidigung und Raumfahrt ausrichten.
- Die EU unterstützt mit einem €150 Mrd. Verteidigungsprogramm, während Italien eine eigene Satellitenkonstellation prüft.
Italien plant, von Deutschlands Rüstungsboom zu profitieren und seine Industrie auf Verteidigung und Raumfahrt auszurichten. Industrieminister Adolfo Urso sieht in Deutschlands Entscheidung, die Schuldenbremse für ein Verteidigungspaket zu lockern, eine historische Chance.
Italiens Wirtschaft leidet unter der Stagnation der deutschen Industrie. Laut Istat-Daten belastete die schwache deutsche Nachfrage das italienische BIP 2023 und 2024 um 0,2 Prozentpunkte. Rom will diese neue Dynamik nutzen.
Urso betont die Diversifizierung der italienischen Fertigungskapazitäten zugunsten der Verteidigungsindustrie. Firmen sollen sich an den Bedürfnissen Deutschlands, Polens, Finnlands und der baltischen Staaten orientieren. Die EU-Kommission unterstützt mit einem €150 Mrd. Verteidigungsprogramm.
Die wirtschaftlichen Bedürfnisse des Südens sollen mit den sicherheitspolitischen Herausforderungen des Ostens verknüpft werden. Urso sieht darin eine Chance für industrielle Entwicklung und betont die Notwendigkeit, Europas Freiheit besser zu verteidigen.
Die italienische Automobilzulieferindustrie soll sich strategisch auf Luft- und Raumfahrt, U-Bootbau und Schiffswerften ausrichten. Über 200 italienische Firmen sind bereits im Raumfahrtsektor aktiv. Gespräche mit Starlink über ein €1,5 Mrd.-Projekt laufen.
Italien prüft den Aufbau einer eigenen Satellitenkonstellation in niedriger Erdumlaufbahn, vorzugsweise mit europäischen Partnern. Urso betont einen pragmatischen Kurs: Projekte sollen zuerst europäisch gedacht werden, aber Effizienz hat Vorrang.
Politisch ist der Kurs umstritten. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äußerte Vorbehalte gegenüber dem EU-Vorhaben „ReArm Europe“. Auch die pazifistische Öffentlichkeit und Papst Franziskus, der für Abrüstung wirbt, dämpfen die Begeisterung.
Urso bekennt sich zur strategischen Autonomie Europas, ein Konzept, das Frankreichs Präsident Macron propagiert. Rom teilt dieses Ziel, betont jedoch das nationale Interesse als Nordstern.