Commerzbank fordert 190 Millionen Euro Schadenersatz von EY im Wirecard-Skandal
- Commerzbank fordert 190 Millionen Euro Schadenersatz von EY im Wirecard-Prozess.
- Das Verfahren könnte Signalwirkung für weitere Klagen gegen Wirtschaftsprüfer haben.
Die Commerzbank hat im Wirecard-Prozess gegen EY eine Schadenersatzforderung von 190 Millionen Euro eingereicht. Der Vorwurf: EY habe über Jahre hinweg grob fahrlässig gehandelt und die Abschlüsse von Wirecard nicht sorgfältig geprüft.
Vor dem Landgericht Frankfurt kritisierte Commerzbank-Anwalt Nicolas Nohlen die mangelnde Professionalität von EY. Die Wirtschaftsprüfer hätten keine externen Bestätigungen für angebliche Milliardenbeträge auf asiatischen Konten eingeholt.
EY weist die Vorwürfe zurück und argumentiert, dass die Commerzbank nicht primär aufgrund der testierten Bilanzen Kredite vergeben habe. Die Entscheidung sei aus geschäftspolitischen Gründen getroffen worden, so EY-Anwältin Martina de Lind van Wijngaarden.
Wirecard kollabierte im Sommer 2020, nachdem bekannt wurde, dass vermeintliche Umsätze und Guthaben nie existierten. Die Commerzbank musste 187 Millionen Euro abschreiben. Das Gericht prüft nun, ob EY für den Schaden haftbar gemacht werden kann.
Richterin Alexandra Reuss betonte die hohen rechtlichen Hürden für die Dritthaftung von Prüfern. Die Verhandlung wird am 18. Juli fortgesetzt. Ein Sachverständiger könnte hinzugezogen werden.
Das Verfahren wird von Tausenden Privatanlegern verfolgt, deren Klagen gegen EY bisher erfolglos waren. Ein gesondertes Musterverfahren vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht scheiterte kürzlich.
Klägerkanzleien wie Schirp und Liebscher setzen nun auf Einzelklagen vor dem Landgericht München, um bis 2026 einen Abschluss zu erreichen. Ein jahrelanges Festhängen im Musterverfahren soll vermieden werden.
Für EY bleibt die juristische Flanke offen. Ein Schuldspruch im Commerzbank-Verfahren könnte als Blaupause für weitere Klagen dienen und die Haftung von Wirtschaftsprüfern neu definieren.