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Lexikon

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, engl. P/E Ratio) ist eine Kennziffer zur Bewertung einer Aktie. Der Aktienkurs wird ins Verhältnis zum Gewinn einer Aktie gesetzt. Die Kennziffer drückt also die Zahl der Jahre aus, die ein Unternehmen benötigt, um mit den aktuellen Gewinnen den Aktienkurs zu erwirtschafteten.


Kernpunkte

  1. Das KGV beschreibt das Verhältnis zwischen dem Aktienkurs eines Unternehmens und dem Gewinn pro Aktie
  2. Für Unternehmen, die zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Gewinne erwirtschaften oder sogar Geld verlieren, besteht folglich auch kein Kurs-Gewinn-Verhältnis.
  3. Die Bedeutung eines hohen oder niedrigen KGV kann nicht pauschal beurteilt werden, sondern muss immer im Vergleich zu anderen Unternehmen bzw. des eigenen historischen KGV gesehen werden.
Das KGV ist eine der am häufigsten genutzten Kennziffern zur Bewertung von Aktien.

Berechnung des KGV

Die Berechnung des KGV gestaltet sich sehr simpel, sofern man die entsprechenden Werte eines Unternehmens zur Hand hat. Die Formel für das KGV gestaltet sich wie folgt:

Formel, KGV
Kurs einer Aktie / Gewinn einer Aktie

Falls man den Gewinn pro Aktie, im englischen Earnings per Share (EPS) genannt, nicht auf Anhieb findet, lässt sich dieser Wert auch errechnen, in dem man den Gesamtgewinn des Unternehmens durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien teilt.

Formel, EPS
Gesamtgewinn des Unternehmens / Anzahl der ausgegebenen Aktien

Der Gewinn pro Aktie bzw. die Earnings per Share lassen sich normalerweise auf den meisten Finanzwebsites relativ einfach finden.

Beispiel

Eine Aktiengesellschaft hat 100 Mio. Aktien ausgegeben. Der Gesamtgewinn des Unternehmens liegt bei 200 Mio. EUR:

EPS
200.000.000 EUR / 100.000.000 = 2,00 EUR

Die Earnings per Share liegen also bei 2,00 EUR. Wenn der aktuelle Aktienkurs beispielsweise bei 20,00 EUR liegt ergibt sich daraus folgendes KGV:

KGV
20,00 EUR / 2,00 EUR = 10

Das KGV des Unternehmens beträgt in diesem Beispiel 10.

Bedeutung und Details zum KGV

Das KGV ist eine der am häufigsten genutzten Kennziffern zur Bewertung von Aktien. Allerdings ist die richtige Anwendung des KGV etwas komplizierter, als die oben beschriebene Formel erwarten lässt.

Kommen wir zunächst einmal zu einer Aussage, die man aus dem KGV ableiten kann. Dazu ziehen wir das Unternehmen aus dem obigen Beispiel wieder heran, dessen KGV bei 10 lag. Ein KGV von 10 bedeutet, dass das Unternehmen 10 Jahre bräuchte, um mit den jährlichen Gewinnen den aktuellen Aktienkurs zu erwirtschaften. In anderen Worten sagt das KGV aus, was Investoren aktuell bereit sind, in ein Unternehmen zu investieren, um 1,00 EUR Gewinn zu erzielen. Im aktuellen Beispiel sind Investoren bereit,10,00 EUR für 1,00 EUR Gewinn zu bezahlen. Bei beiden Aussagen ist immer wichtig zu beachten, dass sie ausschließlich für den AKTUELLEN Gewinn des Unternehmens gelten. Es handelt sich also immer nur um eine Momentaufnahme und keine verlässliche Betrachtung der Zukunft. Sollte der Gewinn in Zukunft steigen, ohne dass sich der Aktienkurs verändert, würde dementsprechend das KGV sinken.

Das KGV kann zur Analyse allerdings auch in abgewandelten Varianten genutzt werden, in denen es nicht mehr auf den AKTUELLEN Zustand des Unternehmens bezogen ist, sondern auf die Zukunft oder die Vergangenheit:

Zukünftiges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGVe)

Beim zukünftigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGVe) (das e steht hierbei für „estimated this year“). Werden zur Berechnung anhand der obigen Formel nicht der aktuelle Gewinn herangezogen, sondern der Gewinn, der von den Analysten für das entsprechende Jahr erwartet wird. Diese Kennzahl hilft also dabei, aktuelle mit künftigen Gewinnen zu vergleichen und so einen besseren Überblick über die künftige Lage des Unternehmens zu bekommen. Natürlich sollte man das KGVe immer mit Vorsicht betrachten, da Veränderungen des Unternehmens oder des Umfelds nicht vorhergesehen werden können.

Nachlaufendes Kurs-Gewinn-Verhältnis

Wie der Name schon vermuten lässt, betrachtet das nachlaufende (eng. trailing) KGV die Gewinne der Vergangenheit. Wenn man vom KGV spricht, wird meistens das nachlaufende KGV gemeint, da es die objektivste Betrachtungsweise des KGV ist. In der Regel werden zur Berechnung die Gewinne der letzten 12 Monate eines Unternehmens herangezogen.

Beide Typen des KGV haben Vor- und Nachteile und so präferieren manche Investoren das nachlaufende und andere das erwartete KGV. Beim KGVe besteht der Nachteil, dass sich Analysten bei der Annahme der künftigen Gewinne immer verschätzen können und somit immer eine Unsicherheit bei der Bewertung besteht. Wenn das KGVe geringer als das aktuelle KGV ist, bedeutet dies, dass die Analysten mit steigenden Gewinnen des Unternehmens rechnen. Das nachlaufende KGV betrachtet nur die Vergangenheit. Hier sind Fehleinschätzungen zwar ausgeschlossen, aber von der vergangenen Performance lässt sich trotzdem nicht verlässlich die Zukunft vorhersehen.

Zusätzlich zur Bewertung innerhalb eines Unternehmens bietet sich das KGV auch an, um einzelne Unternehmen innerhalb einer Branche miteinander zu vergleichen, um so auf mögliche Über- oder Unterbewertungen zu schließen. Auch wird das KGV gerne dafür herangezogen, um zu bewerten, ob ganze Märkte zurzeit tendenziell über- oder unterbewertet sind. So liegt das KGV im langfristigen Durchschnitt über alle Unternehmen und alle Zeiten ungefähr bei 15. Denselben Wert erreicht das durchschnittliche KGV im S&P 500, obwohl es mitunter massive Schwankungen von einem durchschnittlichen KGV von 6 im Jahr 1949 bis hin zu einem KGV von 120 im Jahr 2009 gab.

Die Ertragsrendite und das KGV

Der Zusammenhang zwischen einer Ertragsrendite und dem KGV erschließt sich einem nicht auf Anhieb. Um diesen Zusammenhang genauer zu klären, ist zunächst einmal festzustellen, dass das KGV des Aktienmarktes immer vom herrschenden Zinssatz beeinflusst wird. Zinsschwankungen wirken sich also auch auf die Bewertung der Unternehmen und somit auf das KGV aus. Die Ertragsrendite ergibt sich aus dem Gewinn je Aktie geteilt durch den Kurs einer Aktie, ausgedrückt in Prozent.

Formel, Ertragsrendite
Gewinn je Aktie / Kurs einer Aktie = %

Aus unserem obigen Beispiel ergibt sich hier eine Ertragsrendite von 10 %:

Formel, Ertragsrendite
2,00 EUR / 20,00 EUR = 0,1 = 10 %

Die Ertragsrendite wird zur Bewertung deutlich seltener herangezogen als das KGV, aber kann durchaus dabei helfen, wenn man seine angepeilte Rendite näher erörtern möchte.

Kritik am Kurs-Gewinn-Verhältnis

Generell ist das KGV ein tolles und einfaches Tool, um eine Aktie zu bewerten. Allerdings betrachtet sie nur das Verhältnis zwischen Kurs und dem aktuellen oder dem geschätzten Gewinn des Unternehmens und lässt somit viele andere Faktoren, die eine Aktie bewegen können, außer Acht. Besonders Variablen wie ein langfristiges Gewinnwachstum können für den Verlauf einzelner Aktien eine deutlich wichtigere Rolle spielen als das KGV. Zusätzlich bietet das KGV keine oder nur unzureichende Möglichkeiten, um Unternehmen zu beurteilen, die noch keinen Gewinn erwirtschaften. Hier gibt es keine eindeutige Meinung, wie man damit umzugehen hat und so weisen die meisten Quellen für solche Unternehmen meistens kein KGV aus (N/A – not available). Auf Basis des KGV wird ein Unternehmen also erst bewertbar, wenn es Gewinne erwirtschaftet. Darüber hinaus ist das KGV als Kennzahl relativ einfach von den Unternehmen selber oder einmalig auftretenden Effekten zu beeinflussen. Das Unternehmen A könnte beispielsweise Schulden aufnehmen, um ein anderes Unternehmen B aufzukaufen. Die Gewinne von Unternehmen B, würden dann in die Berechnung des KGV von Unternehmen A einfließen, während die Schulden nicht berücksichtigt werden. Genauso verfälschen einmalige Effekte, wie bspw. der Verkauf von Unternehmensteilen das KGV, da der Gewinn für diesen Zeitraum normalerweise deutlich höher ausfallen würde und so das KGV beeinflusst.

Es würden sich noch viele andere Faktoren und Sondereffekte finden, die sich potentiell auf das KGV auswirken könnten. Festzuhalten bleibt also, dass das KGV eine einfache und übersichtliche Möglichkeit ist, um einen Eindruck von einem Unternehmen zu bekommen. Sie sollte aber niemals die alleinige Grundlage einer Unternehmensbewertung sein, sondern lediglich ein kleiner Teil einer deutlich umfangreicheren und qualitativ hochwertigen Gesamtanalyse des Unternehmens.

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