Jindal Steel prüft Übernahme von Thyssenkrupp Steel Europe: Staatliche Unterstützung für grünen Stahl entscheidend
- Jindal Steel erwägt Übernahme von Thyssenkrupp Steel Europe, setzt auf staatliche Unterstützung für grünen Stahl.
- Politik und Branche beobachten Verhandlungen, Einstieg eines indischen Konzerns in deutschen Kernindustriesektor wäre bedeutend.
Die Zukunft der Stahlsparte von Thyssenkrupp könnte durch staatliche Unterstützung geprägt werden. Jindal Steel International erwägt die Übernahme von Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) und setzt auf politische Förderung für klimafreundliche Stahlproduktion.
Europa ist derzeit der einzige Standort, der emissionsarme Produktion finanziell belohnt. Länder wie die Niederlande und die Slowakei haben kürzlich Fördermittel bereitgestellt, um die Transformation der Stahlindustrie zu unterstützen.
Jindal sieht in der Regulierung und Klimapolitik einen strategischen Vorteil. Diese schaffen einen Markt, der den Einsatz teurerer, CO₂-armer Technologien rechtfertigt. „Wir glauben an grünen Stahl“, so Narendra Kumar Misra, Europachef von Jindal Steel International.
Im September gab Jindal ein unverbindliches Angebot für TKSE ab und stellte Investitionen von zwei Milliarden Euro in Aussicht. Die intensive Prüfung der Bücher läuft, unklar ist, ob Thyssenkrupp einen negativen Kaufpreis akzeptieren müsste.
Die IG Metall fordert Standort- und Beschäftigungssicherungen von Jindal. Die Gewerkschaft verlangt klare Zusagen für Duisburg und die übrigen TKSE-Werke.
Ob Jindal weitere staatliche Fördermittel erwartet, bleibt offen. Die Wirtschaftlichkeit von grünem Stahl hängt von variablen Faktoren wie Wasserstoffpreisen und CO₂-Kosten ab. Ohne politische Unterstützung wird klimafreundliche Stahlproduktion kaum profitabel sein.
Misra betont, dass die Branche vom wachsenden Bedarf an CO₂-armen Materialien profitieren wird. Ein funktionierender Markt ist Voraussetzung, damit klimafreundlicher Stahl kein Nischenprodukt bleibt.
Die Jindal-Gruppe gehört zu den größten Stahlproduzenten Indiens. Über die Holding Jindal International steuert die Familie globale Aktivitäten, darunter Minen in Mosambik und Kamerun sowie ein Stahlwerk im Oman.
Mit TKSE könnte erstmals ein deutsches Großwerk in das Portfolio von Jindal rücken. Dies birgt strukturelle Risiken, hat aber strategische Bedeutung. TKSE ist einer der größten Flachstahlstandorte in Europa.
Politik und Branche beobachten die Verhandlungen aufmerksam. Der mögliche Einstieg eines indischen Konzerns in den deutschen Kernindustriesektor wäre ein Einschnitt und ein Test für die Tragfähigkeit der klimafreundlichen Stahlproduktion ohne massiven Staatseinsatz.
Für Thyssenkrupp steht viel auf dem Spiel. Das Unternehmen kämpft seit Jahren mit Verlusten in der Stahlsparte. Für Jindal wäre der Deal ein großer Schritt in den europäischen Markt. Der deutsche Staat muss entscheiden, wie weit er die Transformation finanziell stützt.