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Galeria: Weihnachtsgeschäft als Belastungstest für die Zukunft

  • Galeria kämpft mit sinkenden Umsätzen und Liquiditätsproblemen im Weihnachtsgeschäft.
  • Neue Eigentümer und Management setzen auf operative Disziplin und innovative Konzepte.

Nach mehreren Insolvenzen schien Galerias Geschichte beendet. Doch im Sommer 2024 übernahmen neue Eigentümer die Warenhauskette. Filialen schrieben schwarze Zahlen, und das Management sprach von Stabilität. Doch das Weihnachtsgeschäft wird nun zum Stresstest – finanziell und strategisch.

Interne Zahlen zeigen einen Abwärtstrend: sinkende Kundenfrequenz, rückläufige Umsätze und schrumpfende Bruttomargen. Selbst aggressive Rabattaktionen verpuffen. Die Frage bleibt: Reicht die Substanz diesmal aus, oder droht erneut der Krisenmodus?

Im Sommer 2024 übernahmen der US-Investor Richard Baker und der deutsche Unternehmer Bernd Beetz die angeschlagene Kette. Die Botschaft: weniger Komplexität, niedrigere Kosten, Fokus auf operative Disziplin. Galeria meldete erstmals seit über einem Jahrzehnt einen operativen Gewinn.

Seit April 2025 leiten Tilo Hellenbock und Christian Sailer das Unternehmen. Der Ton ist selbstbewusst, doch die Realität in den Filialen zeigt ein anderes Bild. Umsatzrückgänge von bis zu 14 Prozent an Adventstagen belasten das vierte Quartal.

Besonders problematisch: Auch Vorzeigefilialen bleiben hinter den Zielen zurück. Hohe Rabatte von bis zu 50 Prozent erzeugen nicht mehr ausreichend Frequenz. Mitarbeiter berichten, dass frühere Aktionen heute kaum Wirkung zeigen.

Die Liquidität ist kritisch. Handelsunternehmen benötigen starke Weihnachtsmonate für Rücklagen. Galeria hatte ursprünglich 175 Millionen Euro Liquidität erwartet, reduzierte das Ziel auf 110 Millionen Euro. Insider bezweifeln, dass selbst dieser Wert erreicht wird.

Eine vertragliche Untergrenze von 60 Millionen Euro gegenüber Warenkreditversicherern muss eingehalten werden. Diese Schwelle wurde im Herbst nur knapp erreicht. Finanzchef Sailer betont, dies sei einkalkuliert gewesen.

Operative Schwächen sind ebenfalls ein Problem. Fehlende oder falsch disponierte Ware ist ein wiederkehrender Kritikpunkt. Artikel aus Werbeprospekten sind teilweise nicht verfügbar, andere Produkte stauen sich in den Lagern.

Das Management verweist auf Prozessumstellungen und datenbasierte Steuerung des Warenflusses. Die Richtung stimme, doch man sei noch nicht am Ziel. Für ein Unternehmen, das auf Frequenz angewiesen ist, sind solche Defizite riskant.

Galeria setzt auf Kooperationen und neue Nutzungskonzepte, um Kunden anzuziehen. Sporthändler wie Decathlon sind in Filialen eingezogen, Gespräche mit Discountern laufen. Neue Dienstleistungsangebote werden getestet.

Intern werden diese Projekte teils kritisch gesehen. Mitarbeitende berichten von enttäuschenden Umsätzen. Das Management hält dagegen: Neue Geschäftsmodelle benötigten Anlaufzeit, die Entwicklung verlaufe besser.

Fanwelten rund um regionale Fußballvereine sollen Frequenz bringen. Ob diese Initiativen mehr als punktuelle Aufmerksamkeitseffekte sind, wird sich zeigen.

Die Eigentümer sind optimistisch. Bernd Beetz spricht von einer Mission, Galeria als deutsches Kulturgut zu erhalten. Gleichzeitig betont er, dass dies kein rein altruistisches Projekt sei.

Galeria hat seine Kostenbasis gesenkt und strukturell vieles richtig gemacht. Doch das Geschäftsmodell bleibt sensibel für Konsumzurückhaltung und operative Fehler. Das schwache Weihnachtsgeschäft ist ein Belastungstest.

Galeria steht besser da als vor den letzten Insolvenzen. Die Organisation ist schlanker, die Filiallandschaft konsolidiert, die Finanzierung gesichert. Doch das Weihnachtsgeschäft zeigt, wie schnell das Gleichgewicht kippen kann.

Ob Galeria die Kurve bekommt, entscheidet sich nicht an Rabattaktionen. Entscheidend wird sein, dauerhaft relevante Gründe für den Besuch der Warenhäuser zu schaffen und die Liquidität zu sichern. Das Jahr 2026 wird zur Wegmarke.

Quelle: Eulerpool Research Systems