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Fed senkt Leitzins erneut: Interne Spaltung und politischer Druck nehmen zu

  • Die Fed senkt den Leitzins erneut, um die wirtschaftliche Abkühlung abzufedern, was eine tiefe Spaltung im Entscheidungsgremium offenbart.
  • Politischer Druck aus dem Weißen Haus und ein bevorstehender Führungswechsel erhöhen die Unsicherheit über die zukünftige Geldpolitik.

Die US-Notenbank Federal Reserve hat den Leitzins zum dritten Mal in Folge gesenkt, um die wirtschaftliche Abkühlung abzufedern. Der neue Zinssatz liegt nun bei 3,5 bis 3,75 Prozent. Diese Entscheidung offenbart eine tiefe Spaltung im geldpolitischen Entscheidungsgremium.

Drei der zwölf stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) stimmten gegen die Zinssenkung. Zwei regionale Notenbankpräsidenten wollten die Zinsen unverändert lassen, während Gouverneur Stephen Miran eine stärkere Senkung um 0,5 Prozentpunkte forderte.

Die Zinsprojektionen der Fed-Mitglieder zeigen, dass sechs Notenbanker erwarten, dass der Leitzins Ende 2025 wieder bei 3,75 bis 4,0 Prozent liegen wird. Dies signalisiert, dass fast die Hälfte des Gremiums die jetzige Lockerung für verfrüht oder unnötig hält.

Die Fed war zuletzt im Jahr 2019 so offen gespalten. Die Entscheidung fiel unter schwierigen Bedingungen, da der mehrwöchige Regierungs-Shutdown wichtige Konjunkturdaten für Oktober unzugänglich machte.

Die Notenbank veröffentlichte dennoch ihren aktualisierten Ausblick. Für 2026 rechnet die Mehrheit der FOMC-Mitglieder mit nur einer weiteren Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte. Der Dot-Plot zeigt eine große Spannbreite der Zinsprognosen.

Parallel zur Zinssenkung hob die Fed ihre Wachstumsprognose für 2026 auf 2,3 Prozent an. Die Inflationsprognose wurde von 2,6 auf 2,4 Prozent gesenkt, bleibt aber über dem Zielwert von 2 Prozent.

Kapitalmarktexperten sehen diese Kombination als Zeichen vorsichtiger Abwägung. Die Fed versucht, die Konjunktur zu stützen, ohne spätere Inflationsschübe zu riskieren.

Für die Finanzmärkte bedeutet dies, dass der geldpolitische Rückenwind schwächer und unberechenbarer ausfällt als in früheren Lockerungsphasen.

Die Entscheidung erhält zusätzliche Brisanz durch den politischen Druck aus dem Weißen Haus. Präsident Donald Trump kritisierte die Zinssenkung als unzureichend und fordert niedrigere Zinsen.

Die wiederholten Äußerungen verstärken die Debatte um die Unabhängigkeit der Fed. Direkter politischer Einfluss ist formal ausgeschlossen, doch die öffentliche Kritik erhöht den Erwartungsdruck.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist der bevorstehende Führungswechsel an der Spitze der Notenbank. Die Amtszeit von Fed-Chef Jerome Powell endet im Mai 2026.

Kevin Hassett gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Vorsitz. Er hat sich für niedrige Zinsen ausgesprochen und könnte Trumps wirtschaftspolitischer Linie näherstehen.

Unabhängig von der Personalfrage steht die Fed vor einer komplexen Ausgangslage. Die interne Uneinigkeit im Offenmarktausschuss nimmt zu, der politische Druck wächst, und das wirtschaftliche Umfeld bleibt widersprüchlich.

Ein Verlust an Glaubwürdigkeit oder der Eindruck politischer Einflussnahme könnte den US-Dollar und den Markt für Staatsanleihen belasten – mit globalen Auswirkungen.

Quelle: Eulerpool Research Systems