Berenberg Bank: Umfassender Stellenabbau und strategische Neuausrichtung im Asset Management
- Berenberg Bank plant umfassenden Stellenabbau und strategische Neuausrichtung im Asset Management.
- Der wirtschaftliche Druck und der Rückgang des Fondsvolumens erfordern schnelle Anpassungen.
Die Hamburger Privatbank Berenberg steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Nach dem Ausscheiden von Klaus Naeve aus der Geschäftsleitung wird ein umfangreicher Stellenabbau erwartet. Branchenkreise berichten von Einschnitten in mehreren Bereichen, die noch nicht abgeschlossen sind.
Die Trennung von Naeve markiert den Beginn einer umfassenden Neuordnung. Recherchen zufolge gibt es personelle Kürzungen in verschiedenen Markteinheiten, darunter Wholesale, Kooperationsgeschäft und internationaler Vertrieb in Städten wie Zürich, Paris, Genf und London. Auch im Marketing wurden Teams verkleinert.
Offiziell spricht Berenberg von einer organisatorischen Straffung zur Effizienzsteigerung. Konkrete Personalzahlen werden jedoch nicht genannt. Branchenkreise berichten, dass auch Asset- und Wealth Management sowie IT und Controlling betroffen sind. Insgesamt ist von bis zu 20 Stellen die Rede.
Der Markt reagiert sensibel auf die Entwicklungen. In den letzten Monaten sorgte Berenberg mit abrupten Entscheidungen für Irritationen, darunter das schnelle Aus für ein neu geschaffenes Chief Investment Office und der Weggang zentraler Investmentverantwortlicher.
Die schnelle Beförderung eines jungen Managers zum Leiter eines Großbereichs wird als Zeichen eines Strategiewechsels gewertet. Intern wird spekuliert, dass die aktuellen Einschnitte nur der Auftakt für weitere Anpassungen im nächsten Jahr sind.
Im Zentrum der Restrukturierung steht das Asset Management. Die Zusammenführung von Wealth-, Asset- und Corporate-Management schafft eine neue organisatorische Einheit und ein verändertes Geschäftsmodell. Mandate für vermögende Privatkunden und Multi-Asset-Fonds könnten zentraler gesteuert werden.
Der wirtschaftliche Druck ist erheblich. Das Volumen der Publikumsfonds schrumpfte in drei Jahren von 7,2 auf 3,2 Milliarden Euro, ein Rückgang von 55 Prozent. Besonders betroffen sind frühere Kernstrategien im europäischen Growth- und Small-Cap-Segment.
Die Reaktion von Berenberg auf diese Entwicklung gilt als nachvollziehbar, jedoch wird die Geschwindigkeit und Konsequenz der Maßnahmen kritisch gesehen. Der Umbau erfolgt in kurzen Abständen, was für eine Bank mit Fokus auf aktives Qualitätsmanagement ein Risiko darstellt.
Vertriebseinheiten im Asset Management sind entscheidend für die Wahrnehmung von Produkten am Markt. Wie nachhaltig der Kurswechsel für Berenberg ist, wird sich in den kommenden Quartalen zeigen.