betriebliche Übung

Definition: Betriebliche Übung

Die betriebliche Übung bezieht sich auf eine langjährige und kontinuierliche Verhaltensweise oder Praxis, die vom Arbeitgeber ohne konkrete Rechtsgrundlage wiederholt angewandt wird. Eine betriebliche Übung entsteht, wenn ein Unternehmen über einen längeren Zeitraum hinweg eine bestimmte Verhaltensweise zeigt, die von den Arbeitnehmern als rechtsverbindlich angesehen wird. Obwohl diese Praxis nicht in einem Arbeitsvertrag oder einer Betriebsvereinbarung festgehalten ist, wird sie dennoch als verbindlich betrachtet.

Die betriebliche Übung kann verschiedene Aspekte des Arbeitsverhältnisses betreffen, wie zum Beispiel Arbeitszeiten, Urlaubsregelungen oder Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld. Die wichtige Voraussetzung für das Entstehen einer betrieblichen Übung ist, dass die Handlungen des Arbeitgebers regelmäßig, einheitlich und berechenbar sind. Es reicht nicht aus, wenn eine Handlung nur sporadisch oder gelegentlich durchgeführt wird.

Die Folgen einer betrieblichen Übung sind rechtliche Verbindlichkeit und Ansprüche der Arbeitnehmer. Wenn eine betriebliche Übung über einen ausreichend langen Zeitraum praktiziert wurde, kann ein Arbeitnehmer darauf vertrauen, dass diese Praxis fortgesetzt wird. Sollte der Arbeitgeber plötzlich von der üblichen Praxis abweichen, kann der Arbeitnehmer gemäß dem Prinzip von Treu und Glauben eine Fortsetzung der bisherigen Regelung verlangen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die betriebliche Übung nicht automatisch entsteht. Es bedarf einer gewissen Dauer und Kontinuität. Das Vorliegen einer betrieblichen Übung wird in der Regel von Arbeitsgerichten im Einzelfall geprüft und festgestellt.

Alles in allem stellt die betriebliche Übung eine bedeutende rechtliche Grundlage im Arbeitsverhältnis dar, die Arbeitnehmern zusätzliche Sicherheit bietet und den Arbeitgeber dazu anhält, seine Handlungen in einer konstanten und einheitlichen Weise zu gestalten.