Webasto: Rettungspaket und Machtwechsel – Ein Traditionsunternehmen im Umbruch
- Webasto sichert sich mit einem milliardenschweren Rettungspaket die Zukunft, verliert jedoch vorübergehend die Kontrolle an Sanierungsexperten.
- Das Unternehmen fokussiert sich auf rentable Geschäftsbereiche und plant bis 2028 wieder Gewinne zu schreiben.
Der Automobilzulieferer Webasto steht vor einem historischen Wendepunkt. Nach intensiven Verhandlungen sichert ein milliardenschweres Rettungspaket die Zukunft des Unternehmens. Erstmals in der 124-jährigen Geschichte verlieren die Inhaberfamilien die Kontrolle.
Webasto kämpft mit Absatzrückgängen, hohen Schulden und Verlusten im Ladesäulengeschäft. 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 195 Millionen Euro bei einem Umsatz von 4,3 Milliarden Euro.
Das Rettungspaket umfasst verlängerte Kreditlinien von 1,2 Milliarden Euro und zusätzliche 200 Millionen Euro an neuen Krediten. Kunden aus der Autoindustrie tragen mit dreistelligen Millionenbeträgen bei.
Vorstandschef Jörg Buchheim zeigt sich erleichtert über die Einigung, die Planungssicherheit und eine klare Perspektive bietet. Doch der Preis ist hoch: Die Eigentümerfamilien verlieren vorübergehend die Kontrolle.
Die Aktien der Familien gehen an Sanierungsexperten, die die Vereinbarungen umsetzen und Schulden abbauen sollen. Erst 2028 entscheidet sich, ob Webasto wieder in Familienhand geht oder verkauft wird.
Webasto schließt Standorte in China, den USA und Mexiko. In Deutschland fallen Hunderte Stellen weg. Seit 2023 wurden über 2.000 Arbeitsplätze gestrichen.
Das Unternehmen fokussiert sich auf rentable Geschäftsbereiche, insbesondere das Kerngeschäft mit Dachsystemen, in dem Webasto Weltmarktführer bleibt.
Die gesamte Autozulieferindustrie steht unter Druck. Elektromobilität, Kostendruck und geopolitische Unsicherheiten belasten die Branche. Seit 2023 sind in Deutschland rund 55.000 Stellen weggefallen.
Daniel Steiner von PwC warnt vor einer Restrukturierungswelle. Nur konsequente Umstrukturierungen sichern langfristiges Überleben.
Für Webasto ist das Sanierungspaket eine zweite Chance. Bis 2028 will das Unternehmen wieder Gewinne schreiben. Ob die Inhaberfamilien zurückkehren, bleibt offen.