Contango Kurve – Rollverluste machen Rohstoffe unattraktiv
Viele Anleger, die bereits in Aktien investiert sind, ziehen es in Erwägung, ihr Portfolio durch den Kauf von Rohstoffen zu diversifizieren. Der Grund dafür ist einfach: Rohstoffe wie Gold, Öl oder landwirtschaftliche Erzeugnisse haben oft eine geringe oder sogar negative Korrelation zu Aktien, was sie zu einer attraktiven Option für Risikostreuung macht. Darüber hinaus bieten Rohstoffe eine Absicherung gegen Inflation und geopolitische Risiken, die den Aktienmarkt negativ beeinflussen können.
Allerdings ist der Rohstoffmarkt mit eigenen Herausforderungen und Volatilitäten verbunden, die ein tiefgehendes Verständnis und eine sorgfältige Strategie erfordern. Deshalb ist es für Investoren, die den Schritt in diese Anlageklasse wagen möchten, entscheidend, sich gründlich zu informieren und die Besonderheiten des Rohstoffhandels zu verstehen.
Wieso sollte man in Rohstoffe investieren?
Wie bei jedem Investment gibt es eine Reihe von Faktoren zu beachten, deren Für und Wider wir hier aufführen möchten:
Diversifikation. Rohstoffe sind eine andere Assetklasse als Aktien und ermöglichen so in der Theorie eine breitere Streuung des angelegten Kapitals. Das kann das Risiko des Gesamtportfolios reduzieren.
Starke Performance. Besonders über kurze zeitliche Abschnitte können Rohstoffe sehr “gute” Investments sein. Sie können hohe Renditen bringen, vorausgesetzt man investiert zum richtigen Zeitpunkt. Hier ergibt sich natürlich auch die größte Schwäche, denn dieser Zeitpunkt muss eben genau getroffen werden. Dies bedeutet auch eine hohe Volatilität.
Geringe Korrelation mit den Aktienmärkten. Damit ist gemeint, dass die Wertentwicklung, sowohl nach Unten als auch nach Oben, bei Wertpapieren und Rohstoffen nicht voneinander abhängt. Die Preisentwicklung von Öl spiegelt also beispielsweise kaum die Entwicklung der Aktienmärkte wider.
Inflationsschutz. Oft entsteht Inflation, wie auch aktuell, primär durch Rohstoffe. Deren Preise bilden die Grundlage für unsere Heizkosten und Treibstoff für Autos.
Wie investieren in Rohstoffe?
Der Rohstoffmarkt bietet eine Vielzahl von Chancen für verbesserte Realrenditen, die von der Absicherung gegen Inflation bis zur Diversifikation Ihres Portfolios reichen. Doch wie genau investiert man in diese Anlageklasse? Es ergeben sich eine Reihe von Möglichkeiten.
Direkter Kauf von physischen Rohstoffen: Der direkte Kauf von physischen Rohstoffen wie Goldbarren oder Silbermünzen ist die einfachste, aber oft auch die kostspieligste Methode. Lagerung und Versicherung können zusätzliche Kosten verursachen. Insbesondere, wenn es nicht um Edelmetalle, sondern beispielsweise um Öl oder Holz geht, ist diese Option für private Anleger eigentlich nicht mehr möglich.
Futures-Kontrakte: Diese Finanzinstrumente ermöglichen es, einen festgelegten Preis für einen zukünftigen Kauf oder Verkauf eines Rohstoffs zu vereinbaren. Auch hier ist eine physische Lagerung in der Regel nötig, wenn der Kontrakt nicht gerollt wird. Futures sind die am häufigsten genutzte Form des Rohstoffhandels. Relativ zum Fälligkeitsdatum und dem vorab festgelegten Kaufpreis schwankt die Wertentwicklung des Futures basierend auf der des Rohstoffes, welcher abgebildet wird. Diese Produkte sind standardisiert und damit relativ leicht börsenhandelbar.
Rohstoff-ETFs und ETCs: Exchange-Traded Funds (ETFs) und Exchange-Traded Commodities (ETCs) bieten eine einfachere Möglichkeit, in Rohstoffe zu investieren. Diese Finanzprodukte bilden einen Rohstoffindex ab und sind an der Börse handelbar. Das macht sie zu der am leichtesten zugänglichen Art, in Rohstoffe zu investieren. Allerdings geschieht dies damit auch über mehr Zwischenhändler, was die Rendite schmälert.
Aktien von Rohstoffunternehmen: Eine weitere Möglichkeit besteht darin, in Unternehmen zu investieren, die im Rohstoffsektor tätig sind, wie Minenbetreiber oder Ölgesellschaften. Diese Aktien sind oft stark mit den Preisen der von ihnen geförderten Rohstoffe korreliert, führen aber auch das Einzelaktienrisiko in die Gleichung ein.
Rohstoff-Fonds und Managed Futures: Diese Investmentfonds bieten eine professionelle Verwaltung und Diversifikation innerhalb des Rohstoffsektors, kommen jedoch oft mit höheren Gebühren. Zudem sind sie oft nicht frei zugänglich und erfordern hohe Mindesteinlagen.
CFDs und andere Derivate: Contracts for Difference (CFDs) und andere Derivate ermöglichen es Ihnen, auf Preisbewegungen von Rohstoffen zu spekulieren, ohne den eigentlichen Rohstoff zu besitzen. Diese Instrumente sind jedoch hochspekulativ und mit erheblichen Risiken verbunden, zudem leiden sie unter dem Contango-Effekt.
Der Contango-Effekt erklärt
Futures sind das Finanzinstrument der Wahl. Denn sie sind am leichtesten investierbar. Auch ETFs und ETCs investieren über diese Futures. Damit ist die direkte Investition billiger. Allerdings bringen Futures und Indizes, welche diese abbilden, trotzdem kaum noch Rendite, auch wenn der Preis des zugrundeliegenden Rohstoffs sich positiv entwickelt.
Der Contango-Effekt ist ein Schlüsselkonzept für jeden, der in Rohstoffe über Futures investiert, und sein Verständnis kann den Unterschied zwischen einer profitablen und einer verlustreichen Investition ausmachen.
Vereinfacht gesagt: Der Preis für einen Rohstoff in der Zukunft neuerer. Das heißt, dass der heutige Preis eines Barrel Öl niedriger ist als jener in beispielsweise einem Monat. Das liegt an zwei zentralen Faktoren:
Lagerkosten. Möchte man ein Barrel Öl erst in einem Monat erwerben, so treten bis zu diesem Zeitpunkt Lagerkosten, Transportkosten, etc. auf. Das wird eingepreist.
Hedging. Der Großteil der Terminkontrakte im Bereich der Rohstoffe wird zur Absicherung gegen Preisschwankungen in der Zukunft gezahlt. Für den Vorteil dieser Absicherung wird ebenfalls eine Gebühr erhoben.
Beide Faktoren tragen zum Contango-Effekt bei. Desto weiter die Lieferung des heute per Kontrakt gekauften Rohstoffs, desto höher die Kosten für denselben Rohstoff. Damit ergibt sich eine aufwärts verlaufende Kurve in einer Grafik mit Zeit auf der x-Achse und Preis auf der y-Achse.
Das Problem des Wertverfalls. Die Kurve selbst zeigt bereits das Problem auf. Denn der gekaufte Future verliert mit Annäherung an das Ausführungsdatum kontinuierlich an Wert. Diese Entwicklung arbeitet damit gegen die Rendite. Es bedarf stark positiver Entwicklungen, damit der ursprüngliche Einkaufspreis weit unter dem aktuellen Spotpreis zum Datum der Ausführung liegt.
Fazit
Eine direkte Investition in den aktuellen, also den Spotpreis, ist nicht möglich als privater Investor. Daher die schlechte Rendite und die geringe Attraktivität von Rohstoffinvestitionen. Futures bieten die attraktivste Option und können gelegentlich, zumindest in der Theorie, zu verbesserten Renditen aufgrund der geringen Korrelation beitragen. Allerdings bieten sie für langfristige Investoren kaum eine attraktive Chance.