SPACs – Eine echte alternative zum klassischen IPO?
In der Welt der Unternehmensfinanzierung hat sich in den letzten Jahren ein neuer Akteur etabliert, der sowohl Begeisterung als auch Skepsis hervorruft: die Special Purpose Acquisition Company, kurz SPAC. Doch was steckt hinter diesem Begriff, der immer häufiger die Schlagzeilen der Finanzpresse ziert?
Definition
Ein SPAC ist eine Mantelgesellschaft, die mit dem speziellen Ziel gegründet wird, Kapital durch einen Börsengang zu beschaffen und anschließend ein oder mehrere Unternehmen zu erwerben. Im Gegensatz zu traditionellen IPOs (Initial Public Offerings), bei denen ein Unternehmen seine Geschäftsmodelle und Finanzen offenlegen muss, bieten SPACs eine schnellere und weniger regulierte Möglichkeit, an die Börse zu gehen. Nach dem Börsengang hat der SPAC in der Regel zwei Jahre Zeit, eine Übernahme durchzuführen. Gelingt dies nicht, wird das Kapital an die Investoren zurückgegeben. In der Pandemie erlebten SPACs einen Hype.
Beispiele der letzten Jahre
- Virgin Galactic: Richard Bransons Raumfahrtunternehmen ging 2019 durch eine Fusion mit dem SPAC "Social Capital Hedosophia Holdings" an die Börse. Die Transaktion ermöglichte es Virgin Galactic, rasch Kapital für seine ambitionierten Pläne im kommerziellen Raumfahrtsektor aufzunehmen.
- DraftKings: Das Online-Sportwetten-Unternehmen wurde 2020 durch eine Fusion mit dem SPAC "Diamond Eagle Acquisition Corp." öffentlich. DraftKings konnte so den langwierigen und komplexen IPO-Prozess umgehen und schnell auf wachsende Marktchancen reagieren.
- Nikola Corporation: Der Elektro-LKW-Hersteller ging 2020 durch eine Fusion mit dem SPAC "VectoIQ Acquisition" an die Börse. Obwohl das Unternehmen zunächst viel Aufmerksamkeit erregte, geriet es später in Kontroversen, die Fragen zur Glaubwürdigkeit seiner Technologie aufwarfen.
Risiken von SPACs
Es gibt noch zahlreiche Probleme mit SPACs, die sie als Investments weniger interessant machen:
- Mangelnde Transparenz: Im Gegensatz zu traditionellen IPOs, bei denen ein Unternehmen umfangreiche Finanzdaten und Geschäftspläne offenlegen muss, sind SPACs weniger reguliert. Dies kann zu einer geringeren Transparenz führen, die es für Anleger schwierig macht, die Risiken und Chancen einer Investition vollständig zu bewerten.
- Qualität des Zielunternehmens: Da der Hauptzweck eines SPACs darin besteht, ein Unternehmen zu erwerben, hängt der Erfolg der Investition stark von der Qualität des erworbenen Unternehmens ab. Wenn das Zielunternehmen nicht erfolgreich ist oder sogar in Kontroversen verwickelt wird, wie im Fall von Nikola, können Anleger erhebliche Verluste erleiden.
- Zeitdruck bei der Übernahme: SPACs haben in der Regel eine Frist von etwa zwei Jahren, um eine Übernahme durchzuführen. Dieser Zeitdruck kann dazu führen, dass Entscheidungen überstürzt getroffen werden, was die Qualität der Investition beeinträchtigen kann.
- Gebührenstruktur: SPACs sind oft so strukturiert, dass die Organisatoren und Sponsoren im Vorteil sind, was zu einer ungleichen Verteilung der Gewinne führen kann. Kleinanleger könnten daher weniger von einer erfolgreichen Übernahme profitieren.
- Marktüberhitzung und Spekulation: Die wachsende Popularität von SPACs hat zu einer Art "SPAC-Manie" geführt, bei der die Kurse stark von Spekulationen getrieben werden können. Dies erhöht das Risiko einer Marktüberhitzung und potenziellen Verlusten für Anleger.
- Liquidationsrisiko: Wenn ein SPAC keine Übernahme tätigt, wird das Kapital an die Investoren zurückgegeben. Allerdings sind in der Regel nur die Mittel aus dem Treuhandkonto gesichert. Jegliche zusätzliche Investitionen, wie beispielsweise in Optionen oder Warrants, könnten verloren gehen.
- Rechtliche Risiken: Da SPACs eine relativ neue und weniger regulierte Anlageform sind, könnten sie in Zukunft stärker ins Visier von Regulierungsbehörden geraten. Dies könnte zu rechtlichen Risiken für Anleger führen, insbesondere wenn sich herausstellt, dass ein SPAC oder sein Zielunternehmen gegen Gesetze oder Vorschriften verstoßen hat.
Fazit
SPACs bieten eine interessante Alternative zum traditionellen IPO, bringen jedoch auch eigene Risiken und Herausforderungen mit sich. Für Anleger, die bereit sind, diese Risiken einzugehen, können sie eine attraktive Investitionsmöglichkeit darstellen. Doch wie bei jeder Anlageform gilt: Eine gründliche Due Diligence ist unerlässlich.