ESG im Überblick: Standards und Perspektiven
Das ESG-Investing (Environmental, Social, Governance) hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Investoren weltweit richten ihren Fokus auf Unternehmen, die nicht nur finanzielle, sondern auch ökologische, soziale und Governance-Kriterien erfüllen. Doch wie steht es um die Standards und Entwicklungen in dieser wachsenden Assetkategorie, insbesondere im Hinblick auf Aktien?
Aktuelle Standards
Die ESG-Kriterien sind vielfältig und reichen von Umweltthemen über soziale Verantwortung bis hin zu Unternehmensführung. Während es zahlreiche Standards und Ratings gibt, fehlt es bislang an einer einheitlichen globalen Norm. Institutionen wie die Global Reporting Initiative (GRI) oder das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) bieten zwar Rahmenbedingungen, doch die Interpretation und Anwendung variiert oft von Unternehmen zu Unternehmen und von Region zu Region.
Treibende Kräfte
Global Reporting Initiative (GRI)
Die Global Reporting Initiative (GRI) ist eine internationale, unabhängige Organisation, die Unternehmen, Regierungen und andere Organisationen dabei unterstützt, ihre ökologischen, sozialen und governancebezogenen Auswirkungen verständlich und vergleichbar zu kommunizieren. Dies geschieht durch die Bereitstellung eines Rahmens für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Dieser Rahmen ist jedoch kein verpflichtender Standard.
Die GRI wurde 1997 ursprünglich in Partnerschaft mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Coalition for Environmentally Responsible Economies (CERES) ins Leben gerufen. Seitdem hat sie sich zu einer der führenden Organisationen in diesem Bereich entwickelt.
Die GRI-Standards werden weltweit von vielen großen Unternehmen, NGOs, Regierungen und anderen Organisationen verwendet. Sie sind in über 90 Ländern anerkannt und gelten als einer der weltweit am häufigsten verwendeten Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Sustainability Accounting Standards Board (SASB)
Das Sustainability Accounting Standards Board (SASB) ist ebenfalls eine unabhängige, gemeinnützige Organisation, die sich darauf spezialisiert hat, branchenspezifische Standards für die Berichterstattung von Unternehmen über Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) zu entwickeln. Diese Standards sollen Investoren dabei helfen, vergleichbare Daten zu erhalten, die für die finanzielle Performance eines Unternehmens relevant sind.
Das SASB wurde 2011 gegründet und hat seinen Sitz in San Francisco, USA. Das Hauptziel des SASB ist es, klare, konsistente und vergleichbare Informationen über ESG-Themen bereitzustellen,die für die finanzielle Performance eines Unternehmens relevant sind. Dies soll Investoren dabei helfen, fundierte Entscheidungen zu treffen.
Die Standards des SASB sind so gestaltet, dass sie in die bestehende Finanzberichterstattung von Unternehmen integriert werden können. Dies erleichtert es Investoren, ESG-Informationen im Kontext der gesamten finanziellen Performance eines Unternehmens zu betrachten.
ESG im Aktienmarkt
Trotz der fehlenden Einheitlichkeit ist ein klarer Trend im Aktienmarkt zu erkennen: Unternehmen, die hohe ESG-Standards erfüllen, ziehen vermehrt Investitionen an. Laut Studien weisen solche Unternehmen oft eine bessere Performance auf und sind weniger anfällig für Risiken. Große institutionelle Investoren, darunter BlackRock und Vanguard, haben bereits angekündigt, ESG-Kriterien stärker in ihre Anlageentscheidungen einzubeziehen.
Zudem drängen Regulierungsbehörden weltweit auf transparentere Berichterstattung in Bezug auf ESG-Themen. Dies könnte dazu führen, dass Unternehmen, die in ESG investieren, in den kommenden Jahren noch attraktiver für Anleger werden.
ESG bei der Aktienanalyse
Die Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in die Fundamentalanalyse kann Investoren dabei helfen, ein umfassenderes Bild von einem Unternehmen und seinen langfristigen Aussichten zu erhalten. ESG-Kriterien können sowohl Risiken als auch Chancen für Unternehmen aufzeigen, die in traditionellen Finanzanalysen möglicherweise übersehen werden. Möchte man ESG-Kriterien in die Fundamentalanalyse integrieren, kann auch das Eulerpool Terminal als Ressource genutzt werden. Es bietet zu vielen Unternehmen gesondert Daten und Informationen unter dem Thema Nachhaltigkeit an. Das erleichtert die Recherche und die Einordnung.
Ausblick
Die ESG-Landschaft entwickelt sich rasant. Mit steigendem Bewusstsein für globale Herausforderungen wie den Klimawandel oder soziale Ungleichheit wird erwartet, dass ESG-Investing weiter an Bedeutung gewinnt. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob und wann sich ein globaler Standard durchsetzt. Was sicher ist: Investoren, die den Wert von ESG erkennen und in Unternehmen investieren, die diese Kriterien erfüllen, könnten in einer immer vernetzteren und bewussteren Welt im Vorteil sein.
ESG kann ein Qualitätsmerkmal werden. Langfristig wird die Nachhaltigkeit eines Unternehmens sicherlich zu einem zentralen Qualitätsmerkmal werden. Das birgt eine große Chance für Investoren, die nur hochqualitative Aktien im Depot haben wollen. Unternehmen, die heute bereits nachhaltig wirtschaften können, sind bereits vorbereitet für strengere Regulierung und werden so weniger Herausforderungen erleben. Darüber wiederum kann sich das Unternehmen stärker auf das Kerngeschäft fokussieren.
ESG ist eine persönliche Entscheidung. Investoren können selbst entscheiden, welche moralischen Standards sie ihren Anlagen zugrunde legen wollen. Mittlerweile finden sich viele Investmentprodukte am Markt, die auf präzise Bedürfnisse zugeschnitten sind. Dennoch muss der "Standard" im Einzelfall bemessen werden.