Sind deutsche Aktien unterbewertet? AlleAktien analysiert
Der deutsche Aktienmarkt ist eine facettenreiche Landschaft, die von global agierenden Technologiekonzernen bis hin zu traditionsreichen Industrieunternehmen reicht. In diesem dynamischen Umfeld nehmen einige Schwergewichte wie SAP, Siemens und die Deutsche Telekom eine besondere Rolle ein. Diese Konzerne sind nicht nur Aushängeschilder der deutschen Wirtschaft, sondern auch wichtige Indikatoren für die Gesundheit des Aktienmarktes und der Wirtschaft als Ganzes. In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit der Bewertung dieser und weiterer großer deutscher Unternehmen befassen, um zu verstehen, welche Chancen und Risiken sie in der aktuellen Marktsituation bieten.
Deutschland vs. USA
Historisch gesehen haben sich die Bewertungen der deutschen und amerikanischen Aktienmärkte unterschiedlich entwickelt, wobei der amerikanische Markt tendenziell höhere Bewertungen aufweist. Dies ist teilweise auf die Dominanz von Technologieunternehmen im S&P 500 zurückzuführen, die oft mit höheren Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) und anderen Bewertungskennzahlen gehandelt werden. Der deutsche Aktienmarkt, vertreten durch den DAX 40, ist stärker diversifiziert und enthält eine größere Anzahl von Industrie- und Konsumgüterunternehmen, die traditionell niedrigere Bewertungen aufweisen.
In den letzten Jahren hat der Trend zu höheren Bewertungen in den USA durch die starke Performance von Technologieaktien wie Apple, Amazon und Alphabet (Google) weiter zugenommen. In Deutschland haben zwar auch Technologieunternehmen wie SAP an Bedeutung gewonnen, doch der Markt bleibt durch eine breitere Branchenmischung gekennzeichnet. Dies führt dazu, dass der DAX in der Regel mit einem niedrigeren durchschnittlichen KGV als der S&P 500 gehandelt wird. Allerdings sollte man bei solchen Vergleichen stets die unterschiedlichen Wachstumsraten, Risikoprofile und Dividendenrenditen der Unternehmen in den jeweiligen Indizes berücksichtigen.
Wie sieht es innerhalb Deutschlands aus?
Aktuell weisen eine Reihe deutscher Konzerne eine Unterbewertung im Vergleich zum eigenen KGV-Median auf.
SAP ist das größte deutsche börsennotierte Unternehmen. Es weist im Vergleich zu den nächstgrößte Börsenkonzernen die höchste Bewertung auf, ist aber im Verhältnis zum KGV Median aktuell sehr günstig bewertet. Nur die Deutsche Telekom weist eine noch günstigere Bewertung auf. Einzig Siemens ist historisch in etwa fair bewertet. Damit scheinen die deutschen Spitzenkonzerne aktuell sehr attraktiv. Allerdings gibt es einige separate Faktoren zu betrachten:
1. Inflation. Die aktuelle Inflation ist so hoch, wie in den letzten Jahrzehnten nicht mehr. Das drückt die Bewertung, da Konzerne Preissteigerungen nicht immer 1:1 an Kunden weitergeben können.
2. Krieg in der Ukraine. Durch den bewaffneten Konflikt ist der Europäische Wirtschaftsraum etwas unsicherer und unattraktiver geworden.
3. Wirtschaftliche Stagnation. Die deutsche Wirtschaft konnte in den vergangenen Quartalen nicht signifikant expandieren, was die Wachstumsaussichten des gesamten Standorts stark negativ beeinflusst.
Fazit
Die Bewertung von Aktien ist ein komplexer Prozess, der weit über die Betrachtung makroökonomischer Indikatoren oder Branchentrends hinausgeht. Jedes Unternehmen ist einzigartig und reagiert unterschiedlich auf wirtschaftliche Veränderungen, regulatorische Anpassungen oder interne Entwicklungen.
Daher ist es unerlässlich, jede Aktie individuell und gründlich zu analysieren, um ein vollständiges Bild ihrer Risiken und Chancen zu erhalten. Makroökonomische Daten können zwar einen Rahmen für die Bewertung bieten, sie ersetzen jedoch nicht die tiefergehende, unternehmensspezifische Analyse.
In diesem Kontext bietet die wöchentliche Premiumanalyse von AlleAktien einen unschätzbaren Mehrwert. Sie liefert detaillierte Einblicke in einzelne Unternehmen, die weit über allgemeine Marktanalysen hinausgehen. Für Aktionäre, die ihr Portfolio optimieren und informierte Investitionsentscheidungen treffen möchten, ist dieses Angebot daher äußerst sinnvoll.
Bonus: Wieso den KGV Median verwenden?
Der Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist eine der am häufigsten verwendeten Kennzahlen zur Bewertung von Aktien. Allerdings kann der Durchschnittswert des KGV bei einem Unternehmen durch extreme Werte verzerrt werden. Ein oder zwei Geschäftsjahre mit sehr hohen oder sehr niedrigen KGVs können den Durchschnitt erheblich beeinflussen und ein verzerrtes Bild der tatsächlichen Marktbewertung erzeugen.
Der Median des KGV bietet in solchen Fällen eine robustere Kennzahl. Der Median ist der Wert, der genau in der Mitte einer Datenreihe liegt, wenn diese in aufsteigender Reihenfolge sortiert ist. Er ist weniger anfällig für Ausreißer und bietet daher ein repräsentativeres Bild der "typischen" Bewertung eines Unternehmens.