- Große Tabakaktien-Analyse vom Februar 2019: Welche Tabakaktie kaufen?
- Großes Update zur Tabakaktien-Branche und Neueinschätzung von Imperial Brands, Juni 2019
In diesem Beitrag fokussiere ich mich daher ausschließlich auf die entscheidenden Kaufgründe.
Was ist Imperial Brands?
Das kleinste der weltweit nur noch vier großen Tabakunternehmen, die den Zigarettenmarkt unter sich aufgeteilt haben.
Imperial Brands verfügt über bekannte Marken wie West, JSP, Winston (nur in den USA), Gauloises, Davidoff usw. Viele Raucher gewöhnen sich an eine Marke und kaufen diese dann immer wieder.
- Zigaretten: Imperial Brands stellt jährlich mehr als 200 Mrd. Zigaretten her. Dieses Geschäft ist für mehr als 80% des Gewinns verantwortlich
- Risikoreduzierte Produkte: Dem Unternehmen gehören außerdem risikoreduzierte Produkte der Marke "blu" (E-Zigaretten). Diese machen derzeit allerdings nur ca. 5% des Gesamtumsatzes aus
- Zigarren: Imperial Brands besitzt eine Reihe von Zigarrenmarken. Das Unternehmen möchte dieses Geschäft veräußern und erhofft sich einen Erlös von bis zu zwei Mrd. EUR. Mit dem Erlös würde Imperial Brands die Verschuldung wohl weiter zurückfahren
- Logistik: Rund 5% des operativen Gewinns entstammen der ebenfalls börsennotierten Logistik-Tochter "Logista", an der Imperial Brands derzeit noch 50% der Aktien hält. Bis 2014 befand sich das Unternehmen zu 100% im Besitz von Imperial Brands und wird nun Stück für Stück veräußert. Das Geschäftsmodell besteht darin, rund 300.000 Kioske und kleine Läden in Südeuropa mit Gütern zu beliefern (Zigaretten, Bücher, Lotto, Lebensmittel...)
Warum sollte man Imperial Brands im Depot haben?
Geschäftsmodelle, die wiederkehrende Einnahmen versprechen, stehen hoch im Kurs.
Da der Konsum von Zigaretten süchtig macht und zur Gewohnheit wird, verfügt Imperial Brands über ein solches Geschäftsmodell.
Da weltweit gesehen mehr Menschen mit dem Rauchen aufhören, als andere Menschen mit dem Rauchen beginnen, nimmt die konsumierte Menge weltweit um ca. 3% pro Jahr ab.
Dieser mengenmäßige Rückgang kann aber problemlos durch Preiserhöhungen ausgeglichen werden.
In Summe steigt der jährliche Cashflow um ca. 5% an. Trotz Rückgang bei der konsumierten Menge.
Da Tabakunternehmen kaum noch Werbung für ihre Produkte machen dürfen, sind die Marketingkosten rückläufig. Die Produktion muss angesichts rückläufiger Volumina ebenfalls nicht mehr ausgebaut werden. Imperial Brands ist also eine wahre Cash-Cow. Der gesamte Gewinn kann dauerhaft ausgeschüttet werden.
Weitere positive Faktoren:
- Nichtzyklisch: Auch in allgemeinen Krisen sowie Wirtschaftskrisen wird geraucht, der Cashflow ist also besonders stabil
- Kein Risiko im Fall eines Handelskriegs: Zigaretten werden lokal im Absatzland hergestellt. Ein Handelskrieg hätte keine Auswirkungen auf die Ertragslage
Fazit: Das Geschäftsmodell ist grundsolide. Imperial Brands verfügt über einen wiederkehrenden Cashflow. Der Cashflow fließt unter allen wirtschaftlichen Bedingungen. Der Cashflow wächst zwar nicht mehr stark, aber 4-5% jährliches Wachstum sind trotz rückläufiger Menge möglich.
Warum sollte Imperial Brands gerade jetzt gekauft werden?
Bewertung historisch günstig: In den vergangenen 10 Jahren wurde die Imperial Brands-Aktie durchschnittlich mit dem 11,3-fachen operativen Gewinn bewertet, in den vergangenen 5 Jahren gar mit dem 12,3-fachen Gewinn.
Aktuell wird das Unternehmen aber nur mit dem 7,1-fachen operativen Gewinn (für das 2020er-Geschäftsjahr) bewertet. Zieht man die Verschuldung noch ab (denn die muss ja nicht zurückgeführt werden, könnte theoretisch dauerhaft auf dem aktuellen Niveau gehalten werden), dann wird die Aktie nur noch mit dem 4,5-fachen operativen Gewinn bewertet!
In einer Welt ohne Zinsen wird also ein stabiler und jährlich um ca. 5% steigender Cashflow-Strom mit dem 4,5-fachen operativen Gewinn bewertet.
Das ist günstiger als je zuvor (zumindest, solange ich Daten habe).

Würde die Imperial Brands-Aktie wieder mit dem 11- bis 12-fachen operativen Gewinn bewertet werden, dann müsste sich der Kurs sofort verdoppeln.
Nach 8 Jahren ohne Risiko: Wenden wir nun ein zweites Bewertungsverfahren an. Investoren sollten bekanntermaßen nicht nur auf die Chancen, sondern v.a. auch auf die Risiken schauen.
Je geringer diese sind, desto besser.
Bei Imperial Brands liegt die Dividendenrendite aktuell bei saftigen 11,0%! Da der Cashflow des Unternehmens weiter steigt, ist in den kommenden Jahren mit weiteren Dividendenerhöhungen zu rechnen.
Bereits nach 8 Jahren dürften Investoren den aktuellen Aktienkurs über Dividenden vollständig zurückgezahlt bekommen haben. Folgende Tabelle zeigt die kumulierten Dividendenflüsse unter der Annahme einer Dividendensteigerung von 5% pro Jahr:
Jahr | Dividendenrendite | Dividendenrendite kumuliert |
1 | 11,0% | 11,0% |
2 | 11,6% | 22,6% |
3 | 12,1% | 34,7% |
4 | 12,7% | 47,4% |
5 | 13,3% | 60,7% |
6 | 14,0% | 74,7% |
7 | 14,7% | 89,4% |
8 | 15,4% | 104,8% |
9 | 16,2% | 121,0% |
10 | 17,1% | 138,1% |
Bereits nach 4 Jahren hat man als Investor mehr als 47% des Kaufpreises zurückgezahlt bekommen.
Nach 8 Jahren hat man bereits 104,8% des Kaufpreises als Dividende zurückerhalten. Selbst wenn der Aktienkurs im neunten Jahr auf 0 abstürzen würde, hätte sich die Investition immer noch ausgezahlt.
Viel wahrscheinlicher ist aber, dass die Aktie auch nach 10 Jahren immer noch mit einem KGV von 5, 10 oder gar 15 bewertet wird. Dann könnte man die Aktie zu 85% bis 260% des heutigen Kurses wieder verkaufen - und diesen Gewinn zusätzlich einstreichen.
Was ich mit dieser Überlegung aufzeigen möchte: Auch wenn die Zahl der gerauchten Zigaretten in den kommenden Jahren deutlich stärker abfällt, als heute erwartet, würde man als Investor immer noch gutes Geld verdienen. Man muss gar nicht wissen, ob in 30 Jahren überhaupt noch geraucht wird. Denn bereits nach 8 Jahren hat man den Kaufpreis vollständig zurückgezahlt bekommen. Alles, was danach kommt, ist eine "risikofreie" Rendite.
Bis zu 18% Renditeerwartung pro Jahr: Nun noch eine dritte Überlegung zur Bewertung der Aktie. Eine der wichtigsten Kennziffern zur Bewertung einer Aktie ist die Free Cash Flow-Rendite.
Sie gibt an, wie hoch die Dividendenrendite des Unternehmens wäre, wenn das Unternehmen 100% des Free Cash Flows ausschütten würde. Der Free Cash Flow gibt an, um wie viel EUR sich der Kontostand eines Unternehmens innerhalb eines Jahres erhöht.
Bei Imperial Brands liegt diese Free Cash Flow-Rendite, bezogen auf das Geschäftsjahr, das am 01. Oktober 2019 startet, bei 15,6%! Davon werden "nur" 11,6% als Dividende ausgeschüttet.
Das Unternehmen behält also trotz der extrem hohen Dividendenrendite jährlich 4% der Marktkapitalisierung ein und könnte sich theoretisch gar eine noch höhere Dividende leisten.
Mit diesem Geld wird aktuell die Verschuldung reduziert. Die Verschuldung liegt aktuell beim 3,2-fachen operativen Gewinn. Durch den einbehaltenen Cashflow und die erwartete Veräußerung des Zigarren-Geschäfts dürfte die Verschuldung in den nächsten 24 Monaten auf den 2,0-fachen operativen Gewinn absinken.
Ausgehend von diesem Niveau würde ich nicht mehr mit einer weiteren Reduzierung der Verschuldung rechnen. Dann könnte die Ausschüttungsquote noch weiter gesteigert werden. Oder das Unternehmen startet mit einem Aktienrückkauf-Programm.
Jedenfalls liegt die Renditeerwartung der Investition ohne Gewinnwachstum bereits bei 15,6%, mit Gewinnwachstum von 4% pro Jahr bereits bei fast 20% pro Jahr.
Unsere vier zusätzlichen Kriterien - so bereiten wir uns auf den nächsten Abschwung vor
Im Finanzielle Freiheit Depot haben wir uns das Ziel gesetzt, eine jährliche Rendite von mindestens 8,5% zu erzielen. Dabei wollen wir keine allzu großen Risiken eingehen. Die US-Wirtschaft wächst nun bereits seit zehn Jahren am Stück. Im historischen Durchschnitt kam es alle sieben Jahre zu einer Rezession. Auch wenn die weltweiten Wirtschaftsaussichten nach wie vor gut sind, so möchten wir unser Depot doch bereits auf eine Zeit geringeren Wirtschaftswachstums vorbereiten.
Im Oktober 2018 habe ich daher einen eigenen Artikel mit vier wichtigen Kriterien zur aktuellen Anlagestrategie geschrieben. Diese vier Kriterien helfen uns dabei, die Risiken unserer Investitionen deutlich abzusenken.
- Nichtzyklische Aktien kaufen, denn diese erwirtschaften auch in konjunkturell schwierigen Zeiten weiterhin attraktive Gewinne.
- Anteil an US-Aktien erhöhen, denn die strukturellen Probleme sind in den USA deutlich geringer. Außerdem ist die Wirtschaft größtenteils eine unabhängige Binnenwirtschaft.
- Auf eine geringe Verschuldung achten, denn steigende Zinsen und rückläufige Gewinne können sonst schnell zur Gefahr werden.
- Den Anteil an Nebenwerten im Depot gering halten.
Imperial Brands erfüllt drei der vier Kriterien. Der Hauptsitz liegt in Großbritannien, nicht in den USA. Der Cashflow stammt aber aus vielen Ländern. Die USA tragen 27% zum operativen Gewinn bei.
Fazit: Sehr günstiger Einstiegszeitpunkt, solide Ergänzung fürs Depot
Als Investor sollte man dann gierig sein, wenn die anderen ängstlich sind.
Die Sorge vor einem schnellen Rückgang an konsumierten Zigaretten halte ich für unbegründet. Bereits seit 30 Jahren wird der Verkauf von Zigaretten immer stärker reguliert.
In den USA sinkt die konsumierte Menge bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten ab, hat sich halbiert. Der operative Gewinn der Tabakunternehmen hat sich in diesem Zeitraum trotzdem verdoppelt.
Bereits nach 4 Jahren ist die Hälfte des Kaufpreises als Dividende zurückgeflossen, nach etwa 8 Jahren bereits der gesamte Kaufpreis.
Die Bewertung ist einfach zu attraktiv, um in diesem Sektor nicht nochmals nachzulegen.