Jungfraubahn Holding Aktie Analyse
- ISIN
- CH0017875789
- WKN
- A0CACJ
- Symbol
- JFN.SW
- Sektor
- Industrie
- Webseite
- Jungfraubahn Holding
- Investor Relations
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- Obermatt
- Jungfraubahn Holding Analyse
Die Jungfraubahnen Holding AG ist ein Tourismusunternehmen und das bedeutendste Bergbahnunternehmen der Schweiz. Sie entstand im Jahr 1994 als Folge der Fusion zwischen Jungfraubahnen und Wengernalpbahn und umfasst heute elf Tochtergesellschaften. Die charakteristischste Attraktion ist eine Fahrt mit der gleichnamigen Jungfraubahn auf das Jungfraujoch – Top of Europe (3454m), die höchste Eisenbahnstation Europas.
Die Jungfrau galt lange Zeit als berühmtester Berg der Schweiz. Als die Gebrüder Johann Rudolf und Hieronymus Meyer am 3. August 1811 als erste Menschen den Gipfel erklommen, brach das schweizer “Bergbahnenfieber” aus. Infolgedessen begann, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, der Bau der Jungfraubahn, sodass die 3454m hohe Station “Jungfraujoch” im Jahr 1912 eröffnet werden konnte. Noch heute wird die gleiche, 9,34km lange Strecke befahren, welche abschnittsweise einer Steigung von 250‰ ausgesetzt ist. Die Wengernalpbahn, welche bereits 1893 eröffnet wurde, gilt heute als längste durchgehende Zahnradbahn der Welt und transportiert jährlich über 1.800.000 Gäste. Ein Großteil der Bahnen, die heute zur Jungfraubahnen Holding AG gehören, wurde im Zeitraum der Jahre 1890 - 1910 erbaut.
Die AG hat sich im Laufe der Jahre und im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwunges stetig weiterentwickelt. Sie kann heute, zusätzlich zu ihren Berg- und Touristenbahnen, eine Immobilien- sowie Gastronomiegesellschaft, mehrere Shops und ein Wasserkraftwerk ihr Eigen nennen. Somit wurde ein vollumfängliches Konzept geschaffen, welches sich nicht ausschließlich auf das operative Geschäft bezieht.
Urs Kessler, seit 2008 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Jungfraubahnen Holding AG, sitzt mit fünf weiteren Mitgliedern in der Geschäftsleitung und leitet die insgesamt 665 Mitarbeiter (Stand 2020). Bedeutendster Aktionär ist die Berner Kantonalbank mit einem Unternehmensanteil von 14,2%.
Geschäftsmodell — Entwicklung
Die Jungfraubahnen Holding (JHB) AG bildet mit der Berner Oberland-Bahnen (BOB) AG eine strategische Allianz, um Synergien zu nutzen. Zusammen werden sie als Jungfraubahnen Management AG bezeichnet. Die Jungfraubahnen Holding AG ist mit 67% und die Berner Oberland-Bahnen AG mit 33% beteiligt. Diese Allianz kennzeichnet sich vor allem durch eine ökologische und rentable Zusammenarbeit. Sie strebt eine Entwicklung gemäß dem Prinzip “12 Monate Hochsaison” an, welches sich von zyklischen Tourismus- und Klimabindungen lösen will. Die Berner Oberland-Bahnen AG ist dabei hauptsächlich im öffentlichen Personennahverkehr tätig, sodass sich die Jungfraubahn verstärkt auf das Tourismus- und Freizeitklientel fokussieren kann. Zum Aspekt der rein strukturellen Personenbeförderung, wird zusätzlich auf eine vollumfängliche Wertschöpfungskette des touristischen Ausflugs gesetzt. Diese beginnt mit den Tourismusbahnen, welche das Zentrum und die größte Einnahmequelle der AG sind.
Weiteres Segment ist der Wintersport, wobei vor allem aus Wintersportanlagen und Skigebieten gewirtschaftet wird. Die AG hat am Abonnentenverbund Jungfrau Ski Region, zu welchem wesentliche Skigebiete der Region gehören, einen Umsatzanteil von über 60%.
Um sich speziell von der zyklischen Bindung zu lösen und die zwischensaisonale Auslastung zu erhöhen, wird auf Erlebnisberge gesetzt. Zu diesen zählen hauptsächlich Ausflugziele und Trips. Dadurch soll vor allem der Erlebniswert der Region nachhaltig gesteigert werden und weitere, touristische Attraktionen ermöglicht werden. Um dieses Konzept zu vollenden, stehen den Fahrgästen und Touristen eine breit gefächerte Auswahl an gastronomischen Betrieben und Shops zur Verfügung. Der im Jahr 2019 eröffnete Top of Europe Flagship Store ist dabei mit über 1000 Quadratmetern der größte Shop der AG. Hier wird dem Besucher ein vollumfängliches Einkaufserlebnis geboten. Konzept und Kulisse sowie eine breite Produktauswahl wirken gelungen und aufeinander abgestimmt.
Ein sehr übersichtlicher und benutzerfreundlicher Online-Auftritt unterstützt dies zusätzlich. Erwerbbare Pässe ermöglichen dem Kunden unlimitierte Fahrten auf dem gesamten Streckennetz der Jungfraubahnen (www.jungfrau.ch/shop - Preis ab CHF149.00). Die Website spiegelt insgesamt sehr gut das Konzept der AG wider, da auch Übernachtungen und jegliche weitere Planung direkt und unkompliziert abgewickelt werden kann. Die Entwicklung geht somit weg vom “klassischen” Transport- und Verkehrsunternehmen, hin zu einem Freizeit- und Serviceunternehmen.
Dabei spielt besonders der Aspekt der Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Regelmäßig folgen Investitionen in moderne Technik, um die Energieeffizienz zu steigern und die Umwelt nachhaltig zu schonen. Das eigene Wasserkraftwerk als lokale Energiequelle sowie die Rekuperation von Bremsstrom bei Talfahrten sind weitere, wichtige Bausteine der Entwicklung zu mehr Effizienz. Dem Klimaschutz wird durch aktive Reduktion der CO2-Emissionen höchste Aufmerksamkeit geschenkt. Durch Projekte, wie beispielsweise zusammen mit der Uni Bern (“CO2 neutrale Tourismusregion Oberland Ost”), wird aktiv an der Reduktion angesetzt. Als Mitglied der Hochalpinen Forschungsstation Jungfraujoch, die auf dem Sphinxfelsen liegt, wird auch prospektiv auf Effizienz gesetzt. Stand früher die Astronomie- und Strahlenforschung im Fokus, ist es heute die Umwelt- und Klimaforschung. In der 117m über der Spitze des Jungfraujochs gelegenen Forschungsstation wird im Sommer zusätzlich eine Bar (Sphinx Bar) betrieben. Außerdem werden durch aktive Rekrutierung moderne Arbeitsplätze geschaffen und Perspektiven erweitert.
Branchenanalyse
Die Schweiz stellt eines der wohlhabendsten Ländern der Welt dar. Durch die mitteleuropäische Lage wird deren wirtschaftliche Ertragslage zusätzlich begünstigt. Dies spiegelt sich auch in vielen schweizer Unternehmen wieder. Die Jungfrau Holding AG hat sich eine starke Stellung in den Kantonen Bern und Wallis aufbauen können. Im Kanton Wallis beträgt der Tourismusanteil fast 30% des dortigen Bruttoinlandproduktes (BIP). Vor allem Asientouristen haben vor Corona einen Großteil (70%) der Kunden ausgemacht. Für viele gehörte die Fahrt mit der Jungfraubahn zum Jungfraujoch sowie eine damit einhergehende Verpflegung und Unterhaltung einfach zur Europareise dazu.
Im Zuge der Corona Pandemie blieben diese zeitweise allerdings völlig aus, sodass ein wesentlicher Umsatzeinbruch stattfand. Allgemein wurde die Region durch den fehlenden Tourismus stark belastet. Dank des finanziellen Polsters der wirtschaftlich starken Vorjahre konnte dies weitestgehend problemlos überbrückt werden. Den ausbleibenden Asientouristen wirkten auch eine vergrößerte Anzahl an inländischen, schweizer Touristen entgegen.
Die Branche allgemein ist durch vergleichsweise wenig Konkurrenz gekennzeichnet, da sich die ansässigen Unternehmen über Jahrzehnte hinweg etabliert haben. So auch die Jungfraubahn, die ihren zukünftigen Fokus nun vermehrt auf das gesamte, touristische Angebot legt, da die reinen Berg- und Personenbahnen nahezu konkurrenzlos sind. Diese (nahezu) konkurrenzlose Stellung bezieht sich allerdings nur spezifisch auf die jeweilige Region, da Regionenübergreifend durchaus eine höhere Konkurrenz besteht. Vor allem der große Anteil an Asientouristen wirkt auf viele Regionen lukrativ, sodass die Gewinnung von diesen für die jeweilige Region an Priorität gewinnt.
Um sich von der transregionalen Konkurrenz aktiv abzuheben und die Burggraben-Stellung weiter auszubauen wird aktiv investiert. Aktuellstes und größtes Projekt, das Generationenprojekt V-Bahn, spiegelt die Investitionsbereitschaft der AG wieder. Fast eine halbe Milliarde Franken hat das gesamte Projekt gekostet. Mit zwei neuen Seilbahnen, einem neuen und öffentlichen Verkehrsmittelanschluss sowie einem eigenen Parkhaus und einer eigenen Tal- und Bergstation wurde in die gesamte Region investiert.